Identität für alle

In der aktuellen Debatte um die deutsche Identität hat sich die ostfriesische Minderheit zu Wort gemeldet. Das Plattdeutsche solle ebenfalls im Grundgesetz verankert werden

Der Vorschlag der CDU, die deutsche Sprache im Grundgesetz festzuschreiben, bekommt Konkurrenz aus dem ostfriesischen Raum. „Grotendöör feddert Plattdütsch in dat Grundgesett“ ist ein Manifest überschrieben, das gestern die taz erreichte. Bei „Grotendöör“, handele es sich um „de Plattdütsche Unnergrund“, heißt es in dem Schreiben, das auf Platt und Hochdeutsch verfasst ist. Man behalte sich vor, der Forderung „durch Aktionen Nachdruck zu verleihen“.

In dem Manifest wird gefordert, das Grundgesetz um den Zusatz zu erweitern: „Die Sprachen der Bundesrepublik sind Deutsch, Dänisch, Friesisch, Niederdeutsch, Romanes sowie Sorbisch“. Alle diese Sprachen seien bereites in der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitssprachen anerkannt, weshalb es nur logisch sei, dass das Grundgesetz nachziehe.

Über die Gruppe „Grotendöör“ ist leider nichts weiter bekannt. Doch wenn das Manifest auch nur ein bisschen ernst gemeint ist, ist es äußerst interessant. So wie die CDU auf ihrem Stuttgarter Parteitag die diffusen Ängste bediente, man könne eines Tages in einem Land aufwachen, in dem nicht mehr Deutsch gesprochen werde (sondern irgendwas Ausländisches), so sehen auch andere ihre Identität bedroht – wobei die Minderheitensprachen tatsächlich im Verschwinden begriffen sind, was sich vom Deutschen so schlecht behaupten lässt.

Leider haben sich die Sprecher der türkischen Minderheit in der Diskussion bisher zurückgehalten. Nur der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Ayyub Axel Köhler, warnte in der hannoverschen Neuen Presse pflichtgemäß vor einer Wiederbelebung der „Leitkultur“-Diskussion. Viel intelligenter ist da doch die Strategie des Platt-Untergrunds, selbst Rechte einzufordern. „Die Sprachen der Bundesrepublik sind Deutsch, Dänisch, Friesisch, Niederdeutsch, Romanes, Sorbisch sowie Türkisch.“ Nur so zum Beispiel.

Andere Minderheiten könnten folgen, bis die Formulierungen des Grundgesetzes so vielfältig wären, wie es die gesellschaftliche Realität zum Glück schon ist. DANIEL WIESE