Uni-Führungskrise: Auffrischender Gegenwind für Uni-Chefin

Mehr als 100 Professoren fordern wegen deren "autoritären" Führungsstils die Abwahl der Hamburger Uni-Präsidentin Monika Auweter-Kurtz. Auch die Dekane entziehen ihr die Unterstützung.

Zu viele einsame Entscheidungen getroffen: Es wird immer leerer um Uni-Präsidentin Monika Auweter-Kurtz. Bild: dpa

Dekane, Professoren, wissenschaftliche Mitarbeiter, Studierende, technisches und Verwaltungspersonal: Sie alle fordern, dass Hamburgs Uni-Präsidentin Monika Auweter-Kurtz vorzeitig aus dem Amt scheidet. Bis Dienstag Abend unterschrieben 120 Professoren aus nahezu allen Fakultäten einen Aufruf zu ihrer Abwahl. Mittlerweile haben wenigstens fünf der sechs Dekane Auweter-Kurtz ihre Unterstützung entzogen. Inzwischen regt sich unter den drei Vizepräsidenten Unmut.

Drei Professoren hatten am 26. Mai ihren Kollegen einen Brief geschrieben, in dem sie dem Präsidium "mangelnde Kommunikationsfähigkeit" sowie die weitestgehende Verantwortung für "gravierende Missstände" anlasten. Die Universität - mit 38.000 Studierenden die größte Hochschule in Hamburg - habe sich "zu einer autoritär geführten Einrichtung entwickelt". Mit 120 Unterschriften und dem Aufruf, die Abwahl von Auweter-Kurtz zu fordern, wurde der Protestbrief am Mittwoch an die Mitglieder des Hochschulsenats geschickt. Sollte das Gremium gegen die Präsidentin stimmen, könnte der externe Hochschulrat Auweter-Kurtz mit einer Dreiviertelmehrheit abwählen.

Hinzu kommt, dass die Dekane ebenfalls eine klare Position gefunden haben - gegen Auweter-Kurtz. In einem Brief an Präsidentin und Hochschulrat, aus dem Zeit Online zitierte und der auch der taz auszugsweise vorliegt, schreiben sie: "Mit Besorgnis nehmen wir wahr, dass während Ihrer Amtszeit die Führungs- und Beteiligungsstrukturen in einer Art und Weise hierarchisiert wurden, wie es vom Hochschulrecht nicht erzwungen wird". Abweichende Meinungen müssten akzeptiert werden. Dekanate seien "keine Befehlsempfänger", die man in einem Klima des Misstrauens zunehmend von ihrer gesetzlich zugeschriebenen Rolle entfremden könne. "Die Diskussionen, die nach unserem Empfinden nicht selten mit apodiktischen Sätzen im Tenor von ,Ich will es aber so' oder ,Das ist mir egal' beendet werden, ermutigen nicht dazu, immer wieder das letztlich aussichtslose Gespräch zu suchen", heißt es weiter.

Seit sie im November 2006 Präsidentin der Universität Hamburg wurde, bot Monika Auweter-Kurtz immer wieder Anlass zur Kritik.

Gleich zu Beginn verklagte sie zwei Studierende wegen Hausfriedensbruchs - sie waren unangemeldet zu ihrer Amtseinführung erschienen.

In einem internen Schreiben - dem so genannten "Maulkorberlass" - verbot sie den Professoren, sich hochschulpolitsch zu äußern, ohne dies vorher mit der Uni-Pressestelle abzusprechen.

Ablehnung eines vom Fakultätsrat der Geisteswissenschaften gewählten Dekans, der sich auch kritisch äußerte. Vier von zehn Professoren im Hochschulsenat verließen unter anderem deswegen das Gremium.

Ende Mai kritisierten drei ehemalige Vizepräsidenten in einem Brief das fehlende Kommunikationsvermögen der Uni-Spitze.

Die einzig positive Passage in dem Schreiben betrifft Uni-Vize-Präsidentin Gabriele Löschper, die mit den Dekanen gemeinsam einem Stukturplan (Step) für die Hochschule erarbeitete. Dieser Prozess sei auf einem guten Weg gewesen, "bis Sie den Vorgang ohne Not und kurz vor Schluss zur Chefsache erklärt, die Parameter geändert, geleistete Arbeit für obsolet erklärt und die Fakultäten mit nicht enden wollenden Nachfragen überzogen haben". Dass Löschper hier so gut weg kommt, wird von Beobachtern als Indiz dafür gewertet, dass sie Auweter-Kurtz Nachfolge antreten könne. Uni-Kreisen zufolge haben drei Vize-Präsidenten in einer internen Sitzung erklärt, Auweter-Kurtz müsse die Krise allein durchstehen. Weiter soll sie die drei per Geschäftsordnung verpflichtet haben, öffentlich keine abweichenden Meinungen zu äußern.

Unter den herrschenden Umständen sei die Unterstützung der Professoren für den Protestbrief "ein großer Erfolg", sagt Michael Friedrich, einer der drei Initiatoren. Auch andere Mitarbeiter - sogar aus der Präsidialverwaltung - hätten sich solidarisch erklärt. Nicht alle 550 Professoren der fünf Fakultäten seien informiert worden - es gebe keinen übergreifenden Mailverteiler. Deshalb werde die Unterschriftenliste bis zum 9. Juli weitergeführt. Gerade jüngere Kollegen indes hätten nicht unterschrieben - auch aus Furcht vor Repressalien. "Den Ausdruck ,Angst' habe ich in vielen Mails gelesen", sagt Friedrichs. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass an der Uni so weiter regiert werden kann."

Die Raketenforscherin Auweter-Kurtz hatte lange behauptet, die Mehrheit an der Uni stehe hinter ihr - dem Abwahlaufruf zum Trotz. "Dieses Schreiben haben nur drei unterschrieben. Warten wir doch mal ab", sagte Auweter-Kurtz über den Protestbrief. Auch jetzt, da 120 Professoren ihre Abwahl fordern, erneuert Auweter-Kurtz lediglich ihre angebliche Dialogbereitschaft: "Meine Tür steht weiter jederzeit offen", ließ sie am Mittwoch auf der Uni-Homepage mitteilen.

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