Kommentar Oldenburg: Endlich Verstand in Oldenburg

Mit seiner Intervention hat OB Schwandner dafür gesorgt, dass der Vortrag einer Rechtsextremismusexpertin doch in einem städtischen Gebäude stattfinden kann.

Man kann vieles gegen Oldenburgs Oberbürgermeister Gerd Schwandner vorbringen - gegen seine mitunter peinlichen weltpolitischen Ambitionen, über die er die Alltagssorgen vor der Rathaustür vergisst, sein verkrampftes Bemühen, aus der Provinzstadt eine, wie er sagt, "coole Collegestadt" zu machen, seinen Ansatz, in der Stadt nur einen Ort für Events und Konsum zu sehen. Zuletzt waren es die Karnevalsleute, die in Oldenburg nur an einem einzigen Tag ein bisschen Spaß haben wollen, denen er just am 11. 11. den schon einige Jahre lang erprobten Zugang zum Rathaus verwehrte, weil es ihm schlicht zu blöd war. Karnevalisten gegen sich aufzubringen, das muss man erst mal schaffen.

Nun aber hat Schwandner endlich einmal gezeigt, dass er auch auf Vernunft, Klarsicht und demokratischen Werten beruhende Entscheidungen treffen kann. Mit seiner Intervention hat er dafür gesorgt, dass der Vortrag einer Rechtsextremismusexpertin doch in einem städtischen Gebäude stattfinden kann. Die NPD, die den Abend mit ihren Leuten stören wollte, darf keine Macht über öffentliche Veranstaltungen bekommen. Damit hat Schwandner seiner Stadt wahrscheinlich einen viel größeren Dienst erwiesen, als er es mit seinen wolkigen Ankündigungen und einer fortschreitenden Eventisierung lokaler Politik je wird schaffen können.

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Geboren in Göttingen, hat Geschichte und Soziologie in Bielefeld, Madrid und München studiert, war auf der Henri-Nannen-Schule in Hamburg, anschließend Lokalreporter der Berliner Zeitung und deren Nahostkorrespondent in Tel Aviv und Ramallah. Nach der Rückkehr freier Journalist in Oldenburg für überregionale Zeitungen und Magazine und Gründer des leider eingegangen Onlinemagazins Oldenburger Lokalteil. Leitete von 2012 bis 2021 das taz-Wochenendressort, lebt wieder in Oldenburg.

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