Wenn die gute Fee kommt

Der neue Betreiber des Pannen-Atomendlagers Asse II kündigt bei einer Podiumsdiskussion mehr „Transparenz und Offenheit“ an. Das Bundesamt für Strahlenschutz will künftig durch eine Informationsstelle vor Ort unterrichten

Wenn die gute Fee käme und er einen Wunsch frei hätte für die Zukunft des Atommülllagers Asse – was würde Wolfram König dann sagen? Der Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz (BFS) überlegt nicht lange. Er wünsche sich, „dass wir die hohen Erwartungen der Bevölkerung erfüllen können“.

Die Frage mit der Fee war der Schlusspunkt einer Diskussionsveranstaltung zur Asse in Remlingen. Das ist der Ort bei Wolfenbüttel, in dem das Pannen-Atomlager liegt. Der NDR hatte die Protagonisten der Auseinandersetzung ins Dorfhaus geladen: Neben König Niedersachsens Umweltstaatsekretär Stefan Birkner (FDP), den Wolfenbütteler Landrat Jörg Röhmann (SPD) und Udo Dettmann von den örtlichen Bürgerinitiativen.

Dabei hatten die Diskutanten wenig Lust auf Konfrontation, lieber betonten sie gemeinsame Einschätzungen – vieles lief schlecht in der Vergangenheit, vieles soll nach den in der vergangenen Woche beschlossenen Änderungen besser werden.

„Wir treten kein leichtes Erbe an“, sagte König. Vor wenigen Tagen war sein BFS zum künftigen Betreiber des vom Einstürzen und Volllaufen bedrohten Atommülllagers bestimmt und die Asse selbst vom Forschungsbergwerk zur Atomanlage heraufgestuft worden.

Aus Königs Sicht sind die Gefahren und Herausforderungen der Endlagerung radioaktiver Abfälle lange Zeit „systematisch unterschätzt“ worden. Auch bei den damit betrauten Wissenschaftlern habe sich anfangs „eine falsche Grundhaltung herausgebildet“. König kritisierte die „Philosophie“ des Noch-Betreibers Helmholtz Zentrum München. Er habe die Ängste in der Bevölkerung nicht ausreichend berücksichtigt und auf das Bedürfnis nach Information nicht angemessen reagiert.

Das werde unter BFS-Regie anders laufen, versprach der Behördenchef. „Transparenz und Offenheit“ stünden künftig an vorderster Stelle. Die Öffentlichkeit will König beispielsweise durch eine Infostelle vor Ort, durch regelmäßige Informationsveranstaltungen und eine Internet-Präsenz unterrichten.

Für viel Transparenz im Asse-Verfahren ist jetzt auch das Umweltministerium in Hannover. Bei der sicheren Schließung des Bergwerks dürfe sich auch „die Frage nach dem Geld nicht stellen“, erklärte Staatssekretär Birkner, der dem Vernehmen nach spätestens im kommenden Jahr seinen Chef Hans-Heinrich Sander (FDP) beerben wird.

Landrat Röhmann legte dar, warum er dagegen ist, dass der Landtag einen Untersuchungsausschuss zur Asse einsetzt. Statt einer rückwärts gewandten „Schlammschlacht“ müsse man nun den „Blick nach vorn“ richten – gemeinsam mit den wackeren Bürgerinitiativen.

Die müssen, so hatte es in Remlingen den Anschein, vor lauter Lob und Einbindung erst mal kräftig Luft schnappen und ihr Terrain neu abstecken. Mit dem Betreiberwechsel und der Anwendung des strengeren Atomrechts statt des Bergrechts seien einige der Hauptforderungen der Atomgegner ja nun erfüllt, räumte Udo Dettmann ein. Damit „ist zwar noch kein Fass Atommüll sicherer geworden“, das BFS gehe die Sanierung des maroden Atomlagers aber allemal besser an als die bisherige „Bruderschaft“ von Betreibern und Aufsichtsbehörden.

Das Bundesamt müsse unabhängig agieren, verlangte Dettmann. Und verwies darauf, dass der Bund nun ja nicht nur Betreiber, sondern via atomrechtliche Weisungsbefugnis an das Land Niedersachsen auch gleichzeitig oberste Genehmigungsbehörde für die Asse ist. Erst bei der Frage mit der Fee gelang Dettmann so etwas wie ein Befreiungsschlag. Er wünsche sich den Ausstieg aus der Atomenergie, sagte er und das Publikum jubelte sofort und weltweit. REIMAR PAUL