Doch kein ganz gewöhnlicher Jäger

Nach Protesten muss das Ostpreußische Landesmuseum in Lüneburg bei seiner Jagdausstellung nachbessern: Zunächst hatte die Schau die Trophäen der Nazi-Größe Hermann Göring nicht historisch eingeordnet

Geweihe und Hirschgemälde, aber keine ordentliche Einordnung – das war dem Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg nach der Eröffnung seiner Jagdausstellung am vergangenen Wochenende angekreidet worden. Nach Protesten wird die Schau, bei der Hirsch-Trophäen des selbst ernannten Reichsjägermeisters und Nazi-Verbrechers Hermann Göring zu sehen waren, jetzt um einordnende Informationen ergänzt.

„Die Person Görings und seine Verbrechen werden nun thematisiert“, so Kurator Christoph Hinkelmann. Bislang war Göring schlicht als Rotwild-Jäger in Ostpreußen bezeichnet worden. Dabei war die führende Nazi-Größe Chef der Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg und unter anderem auch für die Errichtung von Konzentrationslagern verantwortlich. Göring wurde bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen in allen Anklagepunkten für schuldig befunden.

In einer ergänzenden Erklärung bedauert das Museum nun, mit der Präsentation der Ausstellungsstücke für „Irritationen“ gesorgt zu haben. „Keineswegs war es unsere Absicht, die Verbrechen Hermann Görings im Nationalsozialismus zu verschweigen oder als unbedeutend erscheinen zu lassen“, heißt es da. Auch wird nun darüber informiert, wie Göring 1941 sein 260-Hektar-Jagdrevier in der Rominter Heide – heute auf den Staatsgebieten Polens und Weißrusslands – errichten ließ: „Die dort lebende Bevölkerung wurde zwangsvertrieben und Tausende brutal ermordet.“ Das Anwesen hatte Göring als „Gefechtsstand“ für die „Luftschlacht um England“ und als Quartier während des Russlandfeldzugs gedient.

Bereits Anfang 2005 hatte das Museum für Schlagzeilen gesorgt, als der Träger – die Ostpreußische Kulturstiftung – Direktor Ronny Kabus fristlos gekündigt hatte. Dieser hatte bei der Enquete-Kulturkommission des Bundestages Front gegen den rechtslastigen Hintergrund der Träger gemacht: Es schade ihrem Ansehen, klagte Kabus, wenn eine voll öffentlich geförderte Wissenschafts- und Kultureinrichtung von einer Landsmannschaft getragen werde. Deren Gremien hätten versucht, auf seine inhaltliche Arbeit Einfluss zu nehmen und das Museum zur Bühne ihrer politischen Auffassungen zu machen.

Seitdem hat das Museum keinen Chef mehr. Im August 2008 sollte eigentlich Joachim Mähnert, früher Vize-Leiter des Berliner Freilichtmuseums Domäne Dahlem, die Leitung übernehmen. Dagegen legte der Bund sein Veto ein. TAZ