: Widerstand gegen Nazi-Anlaufstelle

Das NPD-Plakat in der Schmiedestraße in Ratzeburg ist unmissverständlich: „Endlich wieder an Deutschland denken“, steht dort. Die Bewohner des Hauses lassen keine Zweifel an ihrer Gesinnung. Seit über zwei Jahren besteht die „NS Anlaufstelle“. „Kämpft mit uns“, wirbt das Hausprojekt auf der Website der „Nationalen Sozialisten Offensive Herzogtum Lauenburg“.

„Wir wissen, dass von diesem Haus aus agiert wird. Unterstützung bekommen die Bewohner aus Mecklenburg-Vorpommern“, sagt Bürgermeister Rainer Voß (parteilos). Viele Anwohner seien verunsichert, sagt er. Im Hinterhof des rechten Hauses habe sogar schon ein Konzert stattgefunden. Liedzeilen wie „Hängt dem Adolf Hitler den Nobelpreis um“ waren an dem Abend zu hören. Ein Polizeieinsatz beendete die Veranstaltung.

Mittlerweile stellt sich der rechten Szene aber ein Bündnisentgegen. Bis vor wenigen Jahren waren Opfer der Neonazis noch auf sich alleine gestellt. So auch an Weihnachten 2007, als Jugendliche vor einer Bar von Nazis angegriffen und zum Teil schwer verletzt wurden. Die Polizei wollte in dieser Nacht keine Anzeige aufnehmen. Solidarität für die Betroffenen gab es damals nicht. Derzeit steht einer der Haupttäter, der zum Haus „NS Anlaufstelle“ gehört, vor Gericht.

Heute versucht das Bündnis auf rechte Aktionen schneller zu reagieren. „Wir bemühen uns, Protest sofort sichtbar werden zu lassen“, sagt Pröpstin Frauke Eigen. Der Widerstand scheint zu wirken: Im August sagten Mitglieder der rechten Szene in Ratzeburg einen Marsch ab. Das Haus räumen sie jedoch nicht. „Eine Kündigung ist schwer auszusprechen“, sagt Alexandros Arawidis, Anwalt der Immobilienbesitzer. „Die Mieter halten sich an alle Mietregeln“, sagt er. ANDREAS SPEIT