taz.gazete: Türkisch-Deutsches Internetportal startet

Für Pressefreiheit in der Türkei

Bild: taz Archiv

Liebe Freundinnen und Freunde der Pressefreiheit,

die Türkei driftet immer weiter in Richtung Diktatur. Die Freiräume der Zivilgesellschaft verschwinden. Immer mehr Zeitungen, Verlage, Fernsehsender und Nachrichtenagenturen werden unter staatliche Kontrolle gestellt oder gleich ganz geschlossen. Kritischer Journalismus in und aus der Türkei wird so nahezu unmöglich.

Dagegen setzen wir ein Zeichen der Solidarität und begleiten ein Jahr lang den Weg kritischer Stimmen aus der Türkei nach Deutschland. Wir wollen unseren türkischen Kolleginnen und Kollegen helfen, dass sie weiterhin ihre Arbeit machen können – und ihnen einen Raum geben, uns zu erzählen, was in ihrem Land passiert. Auf www.gazete.taz.de erscheinen regelmäßig Texte in türkischer und deutscher Sprache, die in der Türkei keine Chance hätten. Damit schaffen wir eine Plattform für all das, was in der Türkei nicht mehr geschrieben und gesagt werden darf, was aber unbedingt gehört werden soll – auch und vor allem in Deutschland.

Wem gehört Kurdistan?

Gleichzeitig möchten wir Perspektiven aus der deutsch-türkischen Community abbilden. Denn die politische Instabilität in der Türkei reicht über die Landesgrenzen hinaus und beeinflusst auch unmittelbar das hiesige deutsch-türkische Zusammenleben.

Auch die Berichterstattung in der taz wollen wir mit dem Projekt weiter ausbauen: Fundierte, kritische und spannende Analysen und Geschichten über den Zustand der türkischen Zivilgesellschaft. Was passiert mit den Tausenden, die ihren Job verloren haben? Wem gehört Kurdistan? Warum unterstützen so viele Deutschtürken die AKP-Regierung? Auch hier werden zahlreiche Beiträge (deutsch-)türkischer (Exil-)KollegInnen erscheinen.

taz.gazete ist kein exklusives Projekt. Im Gegenteil: Es versteht sich als Teil eines breiten Bündnisses für die Pressefreiheit in der Türkei und weltweit. Es soll ein Forum bieten und eine Anlaufstelle sein für Austausch und Debatte. Dabei möchten wir eng mit Autorinnen und Autoren der türkischen Zeitungen Birgün und Cumhuriyet, der Onlineplattform bianet, den kurdischen Nachrichtenagenturen JinHa und DiHa, den Neuen Deutschen Medienmachern, mit Reporter ohne Grenzen und der neuen und wichtigen Plattform von Correctiv zusammenarbeiten, die von Can Dündar geleitet wird.

Debattenräume organisieren

Weil die Diskussion über den Zustand der Türkei längst Europa erreicht hat und vor allem auch die taz-Leserinnen und Leser großes Interesse an dem Thema zeigen, wollen wir zudem Debattenräume organisieren: Veranstaltungen und Netzwerktreffen. Diese Veranstaltungen wollen wir auch für die Diskussion in und mit der türkischsprachigen Community in Deutschland nutzen, um Austausch zu ermöglichen und Debatten zu öffnen.

Das Projekt für das wir arbeiten, ist nicht abstrakt. Die Geschichten, die wir erzählen können, sind es auch nicht: Eine davon ist die von Ali Celikkan. Der türkische Cumhuriyet-Journalist kam Anfang Oktober im Rahmen des Johannes-Rau-Journalistenstipendiums zu einem zweimonatigen Gastaufenthalt in die taz. Während seines Aufenthalts in Deutschland wurden in Istanbul viele seiner Cumhuriyet-Kollegen festgenommen. Es ist unklar, wie es mit der Zeitung weitergehen kann. Für uns und Ali war das, wieder, ein Schock. Welcher Weg bleibt jungen, engagierten und kritischen Journalisten wie ihm in der Türkei? Ali hat sich entschieden, nicht zurück in die Türkei zu gehen. Gemeinsam mit ihm wollen wir nun an einer kritischen Öffentlichkeit arbeiten, die ihm und vielen seiner Kolleginnen und Kollegen eine Stimme verleiht.

Dafür brauchen wir Ihre Unterstützung. Helfen Sie uns, den kritischen Stimmen zur Türkei Raum zu geben für Dissens und Debatte!

Für das taz.gazete-Team

Ali Celikkan, Fatma Aydemir, Johanna Roth, Elisabeth Kimmerle, Martin Kaul