Spanien ist für Afrikaner das Tor zu Europa

Nur 14 Kilometer liegen Afrika und Europa auseinander. 14 Kilometer zwischen Armut und vermeintlichem Paradies. Versteckt in Lkws oder Fischereischiffen, als blinde Passagiere auf einer der Fähren oder in kleinen Holzbooten mit Außenbordmotoren, nichts ist denen, die dem Schwarzen Kontinent entfliehen wollen, zu gefährlich, und nichts zu teuer, um nach Europa zu kommen. Bis zu 3.000 Mark nehmen die Schlepperbanden in Marokko. Nach jüngsten Umfragen wollen 75 Prozent der Marokkaner nach Europa auswandern. In den afrikanischen Ländern südlich der Sahara sieht es nicht viel besser aus. Und wer mehrere tausend Kilometer durch Afrika gereist ist, wird nicht durch Stacheldraht aufzuhalten sein.

Die Sicherungsanlagen in den spanischen Enklaven an Afrikas Nordküste, Ceuta und Melilla, und die spanischen Patroullien auf der Meerenge von Gibraltar sind perfekt ausgerüstet und dennoch durchlässig. Allein im letzten Jahr wurden 17.000 illegale Einwanderer an Südspaniens Küste aufgegriffen und wieder abgeschoben. Hinzu kommen weitere 50.000 in Ceuta und Melilla. Wie viele den Weg nach Europa geschafft haben, ist unklar. 5.000 Immigranten ohne Papiere dürften alleine in der Region um El Ejido leben, in der es in den letzten Tagen zu schweren Pogromen gegen Marokkaner kam.

Innenminister Jaime Mayor Oreja befürchtet eine Zunahme der Aktivitäten der Schlepperbanden in den nächsten Monaten. Den Grund dafür sieht er im neuen Ausländergesetz, das gegen die konservative Minderheitsregierung vom Parlament verabschiedet wurde. Dieses sieht vor, allen eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis zu geben, die länger als zwei Jahre ohne Dokumente in Spanien gelebt haben. Der Präsident der Europäischen Komission, Romano Prodi, verurteilte unterdessen die Gewalttaten. Rassisimus und Auländerfeindlichkeit stünden im Widerspruch zu den Grundsätzen der EU. Arbeit gibt es für die wenigsten Einwanderer, und Sozialstaat ist selbst für viele Einheimische ein Fremdwort. Im El Dorado Europa entstehen so schnell Slumsiedlung am Rande der großen Städte. Viele verdienen nur wenige Groschen am Tag.