Forum Stölzlianum

Kultursenator Stölzl plädiert für eine „demokratische Denkmalmeile“ vom Schlossplatz bis zur Siegessäule

Die Berliner Gedenkstättendebatte hat Kultursenator Christoph Stölzl gestern um einen weiteren Vorschlag erweitert. Statt über einzelne Standorte und Denkmäler wie das Bismarck-Denkmal zu diskutieren, regte Stölzl im Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses an, sich Gedanken für „ein Gesamtkonzept zur Gestaltung einer demokratischen Meile“ zu machen. Die zukünftige „Mall“ mit einem Skulpturenprogramm und Bauwerken könnte von der Siegessäule über das Brandenburger Tor und die Neue Wache bis zum Schlossplatz reichen.

Zugleich erteilte Stölzl dem Ansinnen des Dramatikers Rolf Hochhuth, das Bismarck-Denkmal vom Großen Stern an seinen ursprünglichen Standort zu versetzen, eine Absage. Hochhuth hatte angeregt, die von Albert Speer 1938 verlegte Begas-Statue „des großen Sozialpolitikers“ wieder vor dem Reichstag zu platzieren.

Nach Ansicht Stölzls führen Denkmaldebatten anhand eines Beispiels wie der Bismarck-Skulptur zu keinem Ergebnis. Anstelle über „Details“ müsse vielmehr eine „Gesamtdiskussion“ angestoßen werden, sagte Stölzls Sprecherin Kerstin Schneider zur taz. Die demokratische Mall könnte etwa Beispiele der Demokratieentwicklung nachzeichen. Gleichzeitig bestünde die Chance, damit ein Gedenkprogramm zur Repräsention der Bundeshauptstadt zu gestalten. Konkrete Vorschläge, so die Sprecherin, habe der Kultursenator aber noch nicht.

Außer dem Hochhuth-Vorstoß wird in Berlin über die Errichtung eines Nationaldenkmals auf dem Schlossplatz nachgedacht. Rund 180 Bundestagsabgeordnete hatten vor einem Monat einen Antrag dazu im Parlament eingebracht. Die Stölzl-Idee greift einen Plan Friedrich Schinkels auf, der im 19. Jahhundert das Forum Friderizianum vom Schloss bis zum Brandenburger Tor entworfen hatte. ROLF LAUTENSCHLÄGER