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: Weil ich ein Mädchen bin

Wenn man Jungs in Blaumänner packt und Mädchen rosafarbene Schleifchen ins Haar bindet, werden sie sich mit ihrer wahren sexuellen Bestimmung schon anfreunden. So stellt sich das zumindest Mary Brown vor. Während die Mädels in die Kunst der Haushaltsführung eingeweiht werden, liegen die Jungs unterm Auto. Nur Mike ist von seiner heterosexuellen Identität ziemlich überfordert und stiert den anderen Kerls ziemlich verzweifelt auf den Schritt.

Vor Klischees wimmelt es nur so in „Weil ich ein Mädchen bin“, dieser durchaus in der Realität verwurzelten Satire über Ex-Gays. Es geht um ein bonbonfarbenes Paralleluniversum namens „True Directions“, eine Art Rehabilitations-Camp für Teenager, denen schwule bzw. lesbische Tendenzen ausgetrieben werden sollen. Solche Einrichtungen gibt es in den USA tatsächlich, sogar über 200-mal.

Bei Megan, dem amerikanischen Vorstadtmädchen, liegt der Fall allerdings ein bisschen anders. Sie ist der Prototyp des All-american Girl und – wie es sich gehört – Cheerleader aus Überzeugung. Zwar knutscht sie mit dem Helden der Footballmannschaft, aber in ihrem Spind hängt das Foto einer Frau im Bikini, und außerdem ist sie Vegetarierin. Angesichts derart drastischer Grenzüberschreitungen wird das suburbane Amerika natürlich misstrauisch. Bevor’s ins Umerziehungscamp geht, wird Megan von ihren Eltern und Freunden wegen ihrer vermeintlich lesbischen Tendenzen auf penetrant verständnisvolle Art in die Mangel genommen. So schön persifliert wurde amerikanisches Psychogesabbel selten.

Für ihren ersten Spielfilm hat sich Regisseurin Jamie Babbit also ein Thema mit reichlich satirischem Potenzial gesucht. Bei dieser Art von sehr amerikanischer Psychorhetorik, die sich durch das gesamte Werk zieht, kann man durchaus das Gruseln kriegen. Über solche satirischen Knalleffekte gelangt ihr Film allerdings nicht hinaus, obwohl die gesellschaftliche Ebene – der Einfluss der christlichen Rechten – durchaus einen etwas hinterhältigeren Kommentar verdient hätte. Hin und wieder wünscht man sich ein wenig mehr Bitterkeit und Peinlichkeit – manchmal ist man sich in diesem Film nicht sicher, über wen man eigentlich lacht. STEPHANIE GRIMM

„Weil ich ein Mädchen bin“. Regie: Jamie Babbit. Mit: Natasha Lyonne, u. a. USA 1999, 89 Min.