Das ärgert die Nazis

Als Udo rief, kamen alle: Die Künstler und die Zuschauer, die irgendwie gegen rechts sind  ■ Von Michaela Soyer

„Rock gegen Rechte Gewalt“: Udo Lindenberg rief, Kollegen wie Peter Maffay, Jule Neigel, Heinz Rudolf Kunze, Scooter kamen und machten mit beim Aufstand der anständigen Rockmusiker. Für einige der Künstler ist es nach langen Jahren in der Mottenkiste eine Gelegenheit mal wieder vor einem etwas größeren Publikum zu spielen. Special Guest der Veranstaltung in der Alsterdorfer Sporthalle war Ingo Appelt, der am Dienstag durch einen garantiert nazifreien Abend führte. Das hinderte ihn jedoch nicht daran, sich über Behinderte lustig zu machen.

Die Zusammenstellung des Programms gab Rätsel auf: Wo zum Teufel war eigentlich Helge Schneider? Und warum steht ausgerechnet Scooter, der sich in politischen Fragen bisher vornehm zurückgehalten hat, mit Udo Lindenberg auf der Bühne? Der rutschte auf gichtigen Knien und erklärte, „es ist Zeit sich zu wehren. Wir lassen uns von diesen schwachsinnigen Idioten nicht vorschreiben, wie es in unserem Land laufen soll.“

Das Publikum ist dem Programm entsprechend wahllos und reicht vom zehnjährigen Mädchen, das wegen Scooter kommt, bis zum Mittvierzieger, der „mal wieder Udo“ sehen möchte. Viele der Besucher wollen ein irgendwie geartetes Zeichen setzten: „Irgendwas wird das Konzert schon bewirken“, meint ein Besucher, der nach Kuschelrock Teil eins bis 15 aussieht. Eine Gruppe Teenager ist gekommen, weil „wir etwas unternehmen wollten“.

„Es gibt genug Ausländer, die von Deutschen belästigt werden“ und gegen diese Gewalt möchte eine Frau, die mit einem Malaysier verheiratet ist, ein Zeichen setzen. Und eine junge Frau will es dem ganzen Land sagen: Die Bevölkerung solle wissen, dass es Leute gibt, die gegen rechte Gewalt sind. Sie findet die Kombination tolles Konzert und guter Zweck „klasse“.

Eine Studentin hat da weniger hohe Erwartungen: Sie bezweifelt, dass ein Konzert etwas verändern kann. „Auf politischer Ebene müssen die Weichen gestellt werden, damit die Leute nicht auf dumme Gedanken kommen.“

Andere wiederum sind sich zumindest sicher auf der richtigen Veranstaltung zu sein: „Es ist nicht schlecht, dass das Konzert gegen Rechts ist“, erklärt eine Frau Anfang dreißig. Die Künstler sind zweitrangig, die Message zählt. Damit die auch wirklich ankommt, gehen die Veranstalter auf Nummer sicher. In der Halle weisen zwei riesige Bildschirme darauf hin: Hier haben Nazis keinen Platz und hier wird gegen Rechts gerockt. Udo Lindenberg singt: „Wir sind gegen Nazis am Start“ und Ingo Appelt macht aus Queens „We will rock you“ ein „wir woll'n keine Nazis“. Das wird die Glatzen aber ärgern.

Soundcheck Seite 23