eine stanley-kubrick-produktion

Der große Weltraumwalzer

1968, als die Leute, wie wir nun überall hören, ganz böse waren, weil sie Steine warfen und den hl. Che Guevarra und den hl. Ho Chi Minh anbeteten, waren sogar die Leute in Hollywood exzentrischer, als sie es heute sind. Damals überzogen die Regisseure ihr Budget gewaltig. Aber am Ende kam nicht „Titanic“ heraus, sondern „2001: A Space Odyssee“.

Da nahm selbst Hollywood ein verpöntes Wort in den Mund. Herb A. Lightman, dem Kritiker des American Cinematographer sprach von einem herausragenden „Beispiel für die Autorentheorie des Filmemachens“. Denn wie er es sah, ging das Konzept des Films „von einem einzelnen Künstler aus, der im wahrsten Sinne des Wortes der Autor des Films ist“: Stanley Kubrick.

„2001: Odyssee im Weltraum“ war tatsächlich ein Katastrophenfilm ganz anderer Art. Erstaunlicherweise war er zum Beispiel nur für vier Oscars nominiert und bekam dann gerade mal einen für die Spezialeffekte. Und auch die drei britischen Academy Awards (Bafta) gingen an die Ausstattung, die Kamera und den Ton. Ein Glück also, dass Kubrick als Autor sowieso hinter allem – besonders aber der Kamera für die Spezialaufnahmen – steckte.

Jetzt, im Jahr 2001 kommt die Weltraumodyssee wieder in die Kinos, und es zeigt sich: Ausstattung – diese blauen Designerledersessel! –, Kamera und Ton – dieses Gesäusel der Klimaanlage, dieses Schweigen des Weltraums, kurz, diese Vorwegnahme des Ambient sound –, haben jeden Oscar der Welt verdient. Arthur C. Clarke, der berühmte Science-Fiction-Autor hätte ihn verdient, für seinen Mut mit Kubrick zusammen das Drehbuch zu schreiben, aus dem dann erst der Roman hervorgehen sollte. Der Filmkomponist Alex North hätte ihn dafür verdient, dass er es klaglos hinnahm, dass Kubrick seine Musik überhaupt nicht verwandte. Wahrscheinlich hätte auch Johann Strauß, der Ältere, einen Oscar verdient, dass er schon so frühzeitig seine Filmmusik für 2001 fertig hatte; er war jedenfalls nicht daran Schuld, dass die ganze Produktion vier Jahre in Anspruch nahm.

1965 gab es schon eine Pressemitteilung zu „Journey Beyond the Stars“, in der der Starttermin mit 1966 angegeben wurde. Tatsächlich war es dann 3. April 1968, als die erste öffentliche Vorführung im Capitol-Kino am New Yorker Broadway stattfand. Die Eröffnungssequenz der Menschheitsdämmerung quittierten die Zuschauer mit heftigem Lachen und die US-Kritiker verrissen den Film einhellig. 33 Jahre nach seiner Erstaufführung darf die Fehleinschätzung von Stanley Kurbricks „2001: Odysse im Weltraum“ mit der Analyse des Supercomputers HAL kommentiert werden: „It can only be attributed to human error.“ wgb

„2001: Odyssee im Weltraum“. Regie und Buch: Stanley Kubrick, Buch mit Arthur C. Clarke. Mit Keir Dullea, Gary Lockwood, William Sylvester, USA 1968, 149 Min.