Museum liegt auf Eis

Nach dem Konkurs der Bauherren ist die Zukunft der Berlinischen Galerie gefährdet. Neuer Investor wäre nicht zum Bau des Museums verpflichtet. Galeriedirektor schließt Standortwechsel nicht aus

von ROLF LAUTENSCHLÄGER

Die Zukunft der Berlinischen Galerie auf dem Kreuzberger Viktoria-Areal hängt am seidenen Faden. Denn nach der Pleite der beiden Investoren, die das einstige Schultheiss-Brauereigelände für über 300 Millionen Mark zu einem schnieken Wohnquartier samt Kulturstandort ausbauen wollten, ist nicht nur unklar, ob das neue Landesmuseum für moderne Kunst, Fotografie und Architektur wie geplant 2004 eröffnet werden kann. Offen ist zudem, ob ein möglicher neuer Bauherr des Viktoria-Areals sich überhaupt zum Bau des Landesmuseums verpflichten muss, fehlt es doch an rechtlich verbindlichen Verträgen dazu.

Nach Informationen der taz hatte das Land Berlin mit den beiden jetzt gescheiterten Investoren, die Deutsche-Bank-Tochter Deutsche Grundbesitz sowie die Viterra AG, keine Insolvenzklausel im Vertrag für den Bau der Berlinischen Galerie abgeschlossen. Ein zukünftiger Investor könnte demnach nicht verpflichtet sein, „in die Verträge einzusteigen“, sagte Kulturstaatssekretärin Alice Ströver (Grüne). Der Vertrag, den die damalige Finanzsenatorin Fugmann-Heesing (SPD) ausgearbeitet habe, müsse nun geprüft werden. Zugleich würden „Überlegungen angestellt“, wie sowohl der Standort als auch das Museum „fristgerecht“ weiter entwickelt werden könnten. Allerdings bestehe Gefahr, räumte Ströver ein, dass sich die Eröffnung des Museums verschieben könnte oder gar ein neuer Standort anvisiert werden müsste.

Für das ehrgeizige Projekt in den denkmalgeschützten Brauereihallen, das seit drei Jahren in Bau ist und für das schon Wohnungen fertiggestellt sind, haben die Investoren jetzt Konkurs angemeldet. Verantwortlich für die Pleite machte ein Sprecher der Viterra AG unter anderem „die schlechte Verkaufslage auf dem Wohnungsmarkt“. Neben dem Bau von 300 Wohnungen hatten sich die Investoren verpflichtet, Ausstellungsräume für die Berlinische Galerie zu realisieren. Diese sollten auf 7.000 Quadratmetern in den einstigen Eiskellern entstehen. Das Land hatte dafür den Bauherren bereits 24 Millionen Mark zur Verfügung gestellt.

Seit Mitte der 90er Jahre wartet die renommierte Galerie, die aus dem Martin-Gropius-Bau ausziehen musste, auf neue Räume. Der Umzug an den Kreuzberg war 2001 vorgesehen, dann auf 2004 verschoben worden.

Die Kulturverwaltung, sagte Ströver, werde alles tun, „damit der Standort gehalten werden kann“ und die Galerie nicht erneut vor einer unsicheren Zukunft stünde. Darüber werde mit dem Konkursverwalter gesprochen. Dennoch sei man „sich über den Ernst der Lage bewusst“, dass dies scheitern könnte.

Jörn Merkert, Direktor der Berlinischen Galerie, will ebenfalls, „dass es hier weitergeht“. Es müssten jetzt neue Investoren gefunden werden, so Merkert zur taz. In den Zweckoptimismus mischte aber auch Merkert seine Bedenken: „Sollte das nicht klappen, stellt sich die Frage für den Standort wieder anders.“