Strahlende Atombehälter – schon 1993

Berlin (taz) – Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) war spätestens seit 1993 über „konkrete Grenzwertüberschreitungen“ bei Atomtransporten informiert. Dies belegt eine Recherche der Hannoveraner „Gruppe Ökologie“. Ein Mitarbeiter des deutsch-französisch- britischen Transportkonsortiums Nukleare Transportleistungen (NTL) berichtete im Juni 1993 auf der internationalen Konferenz „Nukleare Transportsysteme“ in London, daß NTL Probleme mit externer Kontamination an Atombehältern hatte.

Bundesumweltministerin Angela Merkel schloß Ende Mai dieses Jahres noch aus, daß ihr unterstellte Behörden Kenntnis von „konkreten Kontaminationsproblemen“ hatten. Jetzt aber bestätigte ihre Sprecherin Gertrud Sahler, BfS-Mitarbeiter Wilhelm Collin sei sogar an der Veröffentlichung des Gandhi- Berichts im Anschluß an die Konferenz beteiligt gewesen.

Der Konferenzbericht erschien in „Ramtrans“, dem europäischen Fachblatt für Atomtransporte. Neben Collin als Mitglied im Herausgeberrat veröffentlicht dort Ulrich Alter vom Bundesumweltministerium regelmäßig Beiträge zur Sicherheit von Atomtransporten.

„Das Problem kann gelöst werden durch die Reinigung der Behälter“, schrieb Gandhi schon damals, so daß das „Ausschwitzen“ von radioaktiven Partikeln „nicht zu einer Überschreitung des Grenzwerts führt“. Gandhi sprach auch von „Verbesserungen an Kontaminationsschutzhemden“ und den „Schwierigkeiten, verbunden mit der Dichtheit“ der Schutzmaßnahmen.

Merkels Sprecherin zufolge „enthält der Beitrag von Herrn Gandhi keine Hinweise darauf, daß zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Artikels noch Grenzwertüberschreitungen an Transportbehältern festgestellt wurden“. Der NTL-Mitarbeiter Gandhi hatte auf der Konferenz die tatsächliche Situation bei NTL verschwiegen: Bis 1998 speicherte das NTL-Konsortium Hunderte Fälle von Grenzwertüberschreitungen an Atomtransporten. Peter Sennekamp