Neuer Podcast „Politik mit Anne Will“: Die Will wieder

Die Moderatorin Anne Will meldet sich zurück. Diesmal sitzt sie aber nicht vor der Kamera, sondern hinter dem Mikrofon.

Anne Will

Anne Will bei der Lit.Cologne Foto: Galuschka/imago

Die Polit-Talkshow „Anne Will“ war lange Zeit das Wohnzimmer der deutschen Spitzenpolitik. Bundeskanzler und -kanzlerin waren zu Gast, die größten Wirt­schafts­ver­tre­te­r:in­nen und Ex­per­t:in­nen gingen ein und aus. Zu Anne Will wollte man. Die Gäste wussten um die Reichweite und Prominenz der Sendung, die im September 2007 anlief. Im Dezember 2023 lief die 553. und zugleich letzte Folge der prominenten Sendung. Moderatorin Will wollte sich neuen Projekten widmen. Seit dem 18. April ist sie also mit einem Podcast zurück im Politik-Journalismus. Der Titel „Politik mit Anne Will“ ist zwar wenig kreativ, dafür überspringt der Podcast aber seine Findungsphase. Hier ist von Anfang an klar, was kommt.

Schon im TV hat sich Will in ihrer Moderation stets durch stringente Fragen und sachliche Sprache ausgezeichnet. Während es bei „Markus Lanz“ oftmals um Lanz selbst geht, war das bei „Anne Will“ anders. Sie unterbrach ihre Gäste nur selten und stellte nicht sich, sondern die Debatte in den Mittelpunkt. Trotzdem konnten politische Fragen nur selten grundlegend erörtert werden – knapp 60 Minuten sind einfach zu kurz. In ihrem Podcast hätte sie nun alle Zeit der Welt, aber sie bleibt bei der bewährten Will-Länge. Dafür gibt es Bonus-Folgen, in denen sie Po­li­ti­ke­r:in­nen wie Kevin Kühnert interviewt. Von sechseinhalbstündigen Interviews, wie sie der Journalist Thilo Jung in „Jung & Naiv“ führt, ist Will weit entfernt. Und auch von dessen kontroverser Gästewahl, die ihn auch mal ins Gespräch bringt mit Maximilian Krah.

Wills Konzept ist nicht ausgelegt auf eine direkte, lange Konfrontation. Sondern auf Einordnung. Dafür will die Kölnerin neben den Interviews auch mit den „besten Jour­na­lis­t:in­nen des Landes und klugen Wissenschaftlern“ sprechen. In der ersten Folge spricht sie also mit Melanie Amann, der stellvertretenden Chefredakteurin vom Spiegel, über die Wehrfähigkeit Deutschlands und das Gehader der Koalition mit der Schuldenbremse. Ein paar Tage später ist Anne Hähnig, Redaktionsleiterin von Zeit Online, Gästin. Damit hat der Podcast schon jetzt eine bessere Frauenquote als die meisten anderer Politik-Podcasts.

So gestaltet Will die Gespräche journalistisch, beinahe distanziert, doch um einiges informativer als eine Politiker:innen-Runde. Während in diesen oft nur parteipolitische Grundsatzfragen und Positionen vorgestellt werden, ist der Austausch in Wills Podcast analytischer. Zum Ende hin fragt Will nach konstruktiven Ansätzen für das jeweilige Thema.

Von der ersten Folge an wirkt „Politik mit Anne Will“ durchprofessionalisiert, inklusive Werbepartnerschaften und Rabattcodes. Ihr Konzept hat eine klare Linie, die Produktion durch ihre eigene Firma „Will Media“ ist hochwertig, die Gäste sind interessant. Die Moderatorin bleibt bei ihrer stoischen Art, die ihr zuvor schon so viel Erfolg bescherte.

„Politik mit Anne Will“, bei allen bekannten Podcatchern

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