Schweigegeldprozess gegen Donald Trump: Ein zweifelnder Geschworener reicht

Trumps Verteidiger stellen die Glaubwürdigkeit des Kronzeugen Michael Cohen infrage. Dafür müssen sie nur einen Geschworenen gewinnen.

Der Kronzeuge Michael Cohen im Schweigegeldprozess gegen Ex-Präsident Trump aus Sicht der Gerichtszeichnerin am Dienstag vor Gericht in New York.

Kronzeuge Michael Cohen im Schweigegeldprozess gegen Ex-Präsident Trump am Dienstag vor Gericht in New York Foto: Jane Rosenberg/Reuters

WASHINGTON taz | Tag 17 im Schweigegeldprozess gegen den früheren US-Präsidenten Donald Trump versprach einen explosiven Schlagabtausch. Gegenüber standen sich im New Yorker Gerichtssaal am Dienstag Michael Cohen, der frühere persönliche Anwalt von Trump und jetzt Kronzeuge, und Trump-Verteidiger Todd Blanche. Die Verteidigung hatte ein klares Ziel: Cohens Glaubwürdigkeit zu zerstören.

Wenn man bedenkt, dass Cohen bislang der einzige Zeuge im Prozess war, der Trump direkt mit der Schweigegeldzahlungen an die frühere Pornodarstellerin Stormy Daniels in Verbindung gebracht hat, dann ist diese keine schlechte Strategie.

Und so ging es gleich zur Sache: „Am 23. April haben Sie mich auf Tiktok einen kleinen weinenden Scheißkerl' genannt, oder?“, fragte Trump Anwalt Blanche. Cohen wartete kurz, bevor er antwortete: „Ja, das hört sich nach etwas an, was ich sagen würde“.

Diese Art der Befragung war an der Tagesordnung. Schuld daran ist vor allem Cohen selbst, da er seit dem Ende seiner Haftstrafe auf so ziemlich allen sozialen Netzwerken seine Abneigung gegenüber seinem Ex-Boss zum Ausdruck bringt. In einem Tiktok-Video bezeichnet er Trump beispielsweise als einen „Diktator Trottel“ und sagte, dass wenn dieser den Gerichtssaal verlässt, er zurück in seinen „Käfig geht, wo er hingehört; in einen verdammten Käfig, wie ein Tier“.

Kronzeuge mit fragwürdiger Vergangenheit

Für Adam Pollock, der früher selbst stellvertretender Generalstaatsanwalt in New York war, tat die Verteidigung damit genau das, was sie tun sollte, nämlich für Verunsicherung zu sorgen.

„Die Verteidigung versucht einen Hauch von Zweifel unter den Geschworenen zu schüren. Und es brauch nur einen, um am Ende zu einem Urteil ‚nicht schuldig‘ zu gelangen. Ziel der Verteidigung ist es, Michael Cohens Aussagen als unzuverlässig darzustellen; er motiviert zum Lügen sei; und eine Art Rache oder Vendetta gegen Trump hegt“, sagte Pollock der taz.

Die Tatsache, dass der Kronzeuge der Staatsanwaltschaft eine mehr als fragwürdige Vergangenheit hat, könnte sich am Ende als Glücksfall für Trump herausstellen. Cohen, der laut eigenen Angaben über Jahre hinweg fragwürdige Deals für Trump ausgehandelt hat, darunter eben die Schweigegeldzahlung über 130.000 US-Dollar an Daniels, erklärte, dass er für Fehlverhalten bereits gebüßt habe.

„Um seine Loyalität zu bewahren und die Dinge zu tun, die er von mir verlangt hatte, habe ich gegen meinen moralischen Kompass verstoßen und die Strafe erlitten, ebenso wie meine Familie“, sagte Cohen an seinem zweiten Prozesstag im Zeugenstand.

Cohen wurde im Jahr 2018 zu drei Jahren Haft verurteilt. Unter anderem hatte er gegen Wahlkampf-Finanz-Gesetzte verstoßen.

Johnson stellt sich demonstrativ hinter Trump

Doch vielleicht noch bedeutender als das, was sich im Gerichtssaal am Dienstag abspielte – zumindest aus politischer Sicht –, war die Tatsache, dass der republikanische Sprecher des US-Repräsentantenhauses Mike Johnson zu Trumps Unterstützung erschien. Johnsons Auftritt in New York zeigte auf eindrucksvolle Art, wie groß Trumps Macht über die Republikaner im Kongress ist.

Johnson bezeichnete den Prozess und das gesamte US- Justizsystem als „korrupt“. Er fügte hinzu, dass diese „lächerliche Strafverfolgung“ nichts mit Gerechtigkeit zu tun hätte. Es ginge einzig und allein um Politik.

Es sind Aussagen, die Trump so oder so ähnlich seit Jahren von sich gibt. Für die Wahl im November scheint Trump, Verurteilung hin oder her, die Unterstützung seiner Parteimitglieder sicher zu haben.

Der Ex-Präsident streitet sowohl die angebliche Affäre mit Daniels als auch die ihm vorgeworfenen 34 Anklagepunkte zur Fälschung von Geschäftsunterlagen zurück. Und wie Pollock erklärte, habe die Staatsanwaltschaft bislang nicht eindeutig bewiesen, dass Trump in die Fälschung der Unterlagen direkt involviert war.

Schwierige Beweislage

Die Schweigegeldzahlung an Daniels während des Wahlkampfs 2016 ist selbst keine Straftat. Und ohne konkrete Beweise, dass er die Unterlagen gefälscht hat oder zumindest direkte Anweisung dazu erteilte, könnte laut Pollock eine Verurteilung schwierig werden.

„Der gesamte Prozess bis hier hin ist sowohl bedeutsamer als auch weniger bedeutsam, als ich erwartet hatte“, summierte Pollock.

Erst am Donnerstag soll es im Prozess weitergehen. Dann erneut mit Cohen im Zeugenstand.

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