Kommentar Kurdenkonflikt: Der türkische Alptraum

Statt in der Region eine Vormachtstellung einzunehmen, ist die Türkei hilflos. Der Konflikt mit der PKK könnte den Südosten in den Syrienkrieg hineinziehen.

Der Traum von der türkischen Regionalmacht, die zwischen dem Balkan und Nordafrika in der Lage ist, eine Vormachtstellung einzunehmen, droht sich in diesen Tagen in einen Alptraum zu verwandeln. Ministerpräsident Erdogan hat sich verzockt. Statt regionalen Einfluss auszuüben, steht die Türkei der Entwicklung in Syrien hilflos gegenüber.

Als Tayyip Erdogan nach dem Sturz Mubaraks und Gaddafis bei einer Reise von Kairo bis Tunis bejubelt und die Türkei als Vorbild für den Nahen Osten gefeiert wurde, schien für die Regierung in Ankara alles möglich. Ihr Rat wurde gesucht, die Gratwanderung einer muslimischen Regierung in dem säkularen Staat bewundert und die Kooperation mit der türkischen Wirtschaft angestrebt. Der Höhenflug endete mit dem syrischen Krieg.

Noch zu Beginn des Aufstands in Syrien gehörte Assad zu den engsten Verbündeten Erdogans. Seinen ersten Frust erlebte er, als Assad wider Erwartung von Ankara keine Ratschläge annehmen wollte. Erdogan setzte daraufhin auf Assads Sturz. Doch sowenig die Türkei Assad beraten konnte, so wenig konnte sie ihn stürzen.

Die türkische Regierung steht jetzt international wie jemand da, der den Mund voll nimmt, aber nicht liefern kann. Schon jetzt hat sie größte Mühe, mit den Massen syrischer Flüchtlinge zurechtzukommen. Und der Südosten des Landes droht durch die Kurdenfrage in den Krieg hineingezogen zu werden.

Erdogans letzte Hoffnung ist nun, dass USA und Nato ihn unterstützen, den syrischen Krieg zu beenden. Doch mindestens bis nach den US-Wahlen wird sich nichts tun. Und selbst dann wäre es fraglich, ob ein Einmarsch in Syrien Frieden bringen kann – oder eine Ausweitung der Konfliktzone bedeutet.

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