Der zeozwei-Wochenüberblick #26: Tiere lieben, Tiere töten

Was bringt die neue Mensch-Tier-Beziehung? Co-Chefredakteur Peter Unfried über die neue zeozwei-Ausgabe.

Bild: Anja Weber

Gibt es wirklich eine neue Mensch-Tier-Beziehung oder ist das nur Salongeschwätz, während man gleichzeitig die superschnell gemästete Weihnachtsgans aus lichtlosen polnischen Hallen verspeist? Und wenn es eine wachsende Zahl von Vegetariern und Veganern gibt, ein wachsendes Unbehagen gegenüber dem menschlichen Umgang mit Tieren und ein Bewusstsein der desaströsen Folgen für die Erderhitzung, warum tut sich politisch so wenig, warum schaffen es selbst mitregierende Grüne nicht, aus der Massentierhaltung auszusteigen? Kurzum: Warum ist das Private nicht politisch? Das ist die Fragestellung unserer Weihnachtsausgabe „Lieben und töten“.

Die Antwort ist: Die 68er, die das Private zum Politischen erklärten, irrten. Das Private und das Politische sind zwei unterschiedliche Ebenen. Der entscheidende Schritt ist der von der Ebene des Privaten (ich esse kaum Fleisch) auf die Ebene des Politischen (die ganze Gesellschaft isst wenig Fleisch.)

Es geht jetzt um die reale Veränderung der großen und komplizierten Probleme, die zu groß für das Private sind. Die Massentierhaltung ist eines davon. Der Prozess des Ringens um Veränderung im Großen, das ist die Politik. Der Hebel sind politische Mehrheiten.

Die wachsende Zahl von vor allem jungen Menschen, die vegetarisch oder vegan leben, ist dennoch wichtig; als Beschleuniger des Prozesses weg vom Fleisch, wie der Philosoph Richard David Precht im zeozwei-Gespräch sagt. Precht sagt voraus, dass wir in wenigen Jahrzehnten in einer tierfleischfreien Zeit leben werden. Die entscheidende Veränderung kommt aber für ihn nicht durch das wachsende Bewusstsein für Tierrechte und auch nicht durch die Politik.

Sondern aus dem Labor. Fleisch, das aus der Nackenmuskel-Stammzelle eines Kalbs hergestellt wird durch Vermehrung in der der Petrischale.„Das ist nicht nur ethisch besser, sondern wird irgendwann billiger sein. Das ist dann das Ende der Massentierhaltung“, sagt Precht. Aber lesen Sie selbst.

Die drei Fragen unseres Titelthemas lauten also:

Gibt es eine neue Mensch-Tier-Beziehung?

Wenn ja, was bringt sie für Tierschutz und gegen Erderhitzung?

Kommt der Durchbruch durch Laborfleisch?

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Weitere Debatten des neuen Heftes:

Politik: Welche fünf Maßnahmen bringen uns jetzt und sofort voran?

Sozial-Unternehmerin Sina Trinkwalder, Energieexpertin Claudia Kemfert, Europa-Intellektuelle Ulrike Guerot, der Nobelhart&Schmutzig-Gastronom Billy Wagner, die Leipziger Architektenbrüder Ansgar und Benedikt Schulz, BMW-Zukunftsforscher Carl Friedrich Eckhardt und Daniel Cohn-Bendit über das, was jetzt und sofort Zukunft bringt: In der EU, bei der Einwanderung, bei der Klima- und Verkehrspolitik, in den Städten, beim Guten Essen und der guten Kleidung.

Leben und Essen: Warum schmeckt diese Holland-Tomate so großartig?

Eines der nachhaltigsten Vorurteile lautet, dass die Holland-Tomate nach nichts schmeckt und nur ein „Aggregatzustand von Wasser“ sei. Jörn Kabisch, kulinarischer Korrespondent, und zeozwei-Fotografin Anja Weber reisten in eine Art ökologisches Silicon Valley nahe Den Haag und trafen dort Jos van Mil, der der Holland-Tomate den Geschmack zurückgegeben hat. „ „, sagte Kabisch

Klimakultur: Ist künstliche Intelligenz gefährlicher als Klimawandel?

James Lovelock ist der Begründer der Gaia-Hypothese: Die Erde ist ein Lebewesen. Lovelock dachte lange, dass eine Klimakatastrophe im 21. Jahrhundert 80 Prozent der Menschen ausradieren würde. Jetzt ist er 97 und sieht künstlich intelligente Roboter als größte Gefahr - aber auch als Chance, damit irgendetwas überlebt. Das existentielle Gespräch.

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Und dann sind noch diese Fragen in der Weihnachtsausgabe:

+++Soll man die Grünen auflösen?

+++Wo bringt der Verzicht auf Plastik wirklich was?

+++ Was wird aus der Klimapolitik im Trump-Zeitalter?

+++ Was ist und was kann „Ökoroutine“?

+++ Können Ökos auch postfaktisch sein?

+++ Warum ist der Carsharing-Boom keine gute Nachricht?

+++ Was sind die besten Bücher für Weihnachten?

+++ Was zählt wirklich, Harald Krassnitzer? Der Tatortkommissar beantwortet den zeozwei-Fragebogen.

Die neue Ausgabe von zeozwei „Lieben und töten“: Jetzt am Kiosk oder hier im taz.shop.

Der zeozwei-Wochenüberblick von zeozwei-Chefredakteur PETER UNFRIED.

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