Bücher des Jahres 2018: Neues Jahr, neuer Lesestoff

Die taz FUTURZWEI-Literaturliste stellt Ihnen wieder die lesenswertesten Bücher mit Zukunft vor.

Bild: dpa

Isolde Charim: Ich und die anderen. Wie der neue Pluralismus uns alle verändert

Kaum jemand schreibt so zurückgelehnt über Migration und Identität wie die Wiener Philosophin. Ich und die Anderen ist kluge Analyse und Kur zugleich und beides ist dringend nötig angesichts der neuen Kämpfer für mehr Homogenität. Charim zeigt, warum es schwierig, aber äußerst angebracht ist, weniger Ich zu sein. (Tania Martini)

Zsolnay, 2018 – 224 Seiten, 22 Euro

Achim Mohné (Hrsg.): Orbitale Irritationen

Ein geradezu geniales Projekt: Wie infiltriere ich Google Maps ganz analog mit subversiven Botschaften? Mohné zeigt, wie. (Harald Welzer)

Halem, 2018 – 312 Seiten, 39,80 Euro

Alexander Schimmelbusch: Hochdeutschland

Endlich mal ein Literat auf der Höhe der Zukunft. Also jenseits der elenden Mittelschichtslarmoyanz. Schimmelbusch lässt einen Investmentbanker einen populistischen Masterplan ersinnen, um die demokratische Kontrolle über die Volkswirtschaft zurückzugewinnen und gegen den chinesischen Staatskapitalismus konkurrenzfähig zu bleiben. Und dann auch noch lustig. Als Belohnung hat Schimmelbusch jetzt einen Supervertrag bei einem Erstligisten. (Peter Unfried)

Tropen, 2018 – 214 Seiten, 20 Euro

Bernd Stegemann: Die Moralfalle

Eine Moralfalle ist keine bloße Doppelmoral. Sie meint, sich in eine Kommunikationsstrategie – ein Moralisieren – drängen zu lassen, die vermeintlich der guten Seite nutzt, die aber tatsächlich dazu führt, dass die eigentlich verfochtenen Werte geschwächt werden. Wer die Widersprüche der Realität moralisierend und abgrenzend zuspitzt, wird die Gesellschaft nicht zivilisieren können, so die These des Dramaturgen Bernd Stegemann. Das gehe nur, wenn es gelingt, sie zu konkreten und damit politischen Fragen zu formulieren – im Sinne einer »neuen Aufklärung«. (Beate Willms)

Matthes & Seitz, 2018 – 205 Seiten, 18 Euro

Bruno Latour: Das terrestrische Manifest

Das zentrale Problem an US-Präsident Trump ist die Leugnung des Klimaproblems. Damit gibt er die Idee einer Zukunft für alle auf, denn die Erde hat zu wenig Boden für weitere Modernisierung auf Grundlage fossiler Energien. Der neue Antagonismus ist zwischen denen, die die Weltgemeinschaft auf einer neuen – sozialökologischen – Grundlage verteidigen, und denen, die die Welt als Feind denunzieren. (Peter Unfried)

Suhrkamp, 2018 – 136 Seiten, 14 Euro

Martin Meyer: Gerade gestern

Ein melancholisches Buch über das Verschwinden des Gewohnten, elitär, nostalgisch, scharfsinnig, gut beobachtet, gut geschrieben, wunderbar. (Harald Welzer)

Hanser, 2018 – 320 Seiten, 23 Euro

Tali Hatuka: The Design of Protest

Die israelische Architektin und Stadtplanerin untersucht die Plätze, die Choreografien und die Entwicklung von Protestaktionen und man fragt sich: Warum hat das vorher noch niemand gemacht? (Harald Welzer)

University of Texas Press, 2018 – 352 Seiten, 54,50 Euro

Valentin Thurn, Gundula Oertel, Christine Pohl: Genial lokal: So kommt die Ernährungswende in Bewegung

Das Buch versteht sich als Werkzeugkasten für eine neue soziale Bewegung, die regionale Netzwerke zwischen Produzent und Konsument knüpfen will. Mit zahlreichen Fallbeispielen, wo das schon Praxis ist. (Jörn Kabisch)

oekom, 2018 – 288 Seiten, 20 Euro

Die taz FUTURZWEI-Buchliste wird kuratiert von Andreas Fanizadeh (taz-Feuilletonleiter), Tania Martini (taz-Redakteurin politisches Buch), Beate Willms (taz-Leiterin Ökologie & Wirtschaft) sowie Raven Musialik, Jörn Kabisch, Dana Giesecke, Harald Welzer, Hanna Gersmann und Peter Unfried.

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