Don Marek des Doping

■ „Zehnkampf-Team“ setzt neue Doping-Analysemethoden durch

Bad Nauheim (taz) — Die Zehnkämpfer haben sich von der EM in Split Fotos aufgehoben: Drei bundesdeutsche Athleten, wie sie sich um den vom 1.500-Meter-Martyrium völlig geschafften Christian Schenk im DDR-Trikot rührend bemühen. Jenes Foto hängten sie auf die mit „Zehnkampf-Teams“ betitelte Plakatwand, um der Pressekonferenz im Sportpark Bad Nauheim den gebührenden Hintergrund an gedanklicher Tiefe zu verleihen. Tatsächlich hat das Foto einen gewissen symbolischen Wert, denn in keiner anderen Disziplin wuchs so schnell zusammen, wovon Willy Brandt glaubt, daß es auch tatsächlich zusammen gehört.

Olympiasieger Christian Schenk hat inzwischen wie sein Freund Torsten Voss, der Weltmeister, rübergemacht in den Westen. Bundestrainer Claus Marek, der wie ein Besessener für die Einführung des Reinheitsgebotes im deutschen Zehnkampf streitet und deshalb fast einmal seinen Job verloren hätte, ist heilfroh darüber. „Nicht auszudenken, wenn unsere beiden besten Zehnkämpfer im Osten leben würden.“ Denn dort laufen die Dopingkontrollen längst nicht so wie sie sollten. Viermal dagegen wurden Schenk und Voss seit Januar zum Austreten gebeten. In der vergangenen Woche mußte sich Schenk sogar einer Kontrolle der rheinland-pfälzischen Sporthilfe unterziehen. Und demnächst will auch noch die Regierung des kleinen Bundeslandes zwischen Rhein und Mosel mit zusätzlichen Kontrollen zuschlagen. „Die Pfeile schießen da noch sehr diffus“, meinte Vizeweltmeister Siggi Wentz. „Aber lieber einmal zuviel kontrolliert als einmal zu wenig.“ Vier Monate sind seit der Gründung des Vereins „Zehnkampf- Team“ verstrichen. Die Separatisten luden nun zur Zwischenbilanz. Bundestrainer Claus Marek verkündete stolz: „Alle unsere Forderungen sind erfüllt worden“. Der zuletzt in Erfüllung gegangene Traum ist die Durchsetzung der Steroid-Profil-Analyse im Rahmen eines Pilotprojektes für den Zehnkampfbereich. Fortan sollen „auffällig“ gewordene Athleten nach einem „Beratungsgespräch“ bei Professor Donike pinkeln auf Doping komm raus, um den „Betroffenen“ den Nachweis zu ermöglichen, „nicht manipuliert zu haben“. Wenn das man gutgeht. Als Beweismittel wurde die von Donike entwickelte Analysemethode noch nicht anerkannt, weil „schwere Anstrengung und Krankheit“ ebenfalls zu einer Veränderung im Profil führen können.

Profil gewinnt derzeit DLV- Präsident Helmut Meyer in den Augen der Eigenbrötler: „Bei ihm spürt man, daß er wirklich etwas bewegen will“, lobt Marek. Dagegen herrscht in der Beziehung zu DLV-Sportwart Manfred Steinbach laut Siggi Wentz „Funkstille“. Während sich Meyer und sein Vize, der Graf Werner von Moltke, standesgemäß für ihr Fehlen in Bad Nauheim entschuldigten, habe Steinbach auf die Einladung nicht reagiert. Überhaupt die Leistungssportabteilung im DLV: „Sie haben uns für naiv und in dieser Sache nicht kompetent erklärt“, schaut Marek grollend auf Zeiten (vor 'Stern‘- und 'Spiegel‘-Veröffentlichungen) zurück, in denen es üblich war zu sagen: „Mich hat keiner erwischt, also war ich's auch nicht.“ Oder so ähnlich. Nun fühlt sich der streitbare Sauerländer von lauter Windmühlen umzingelt: „Siebenkampf-Bundestrainer Lothar Schmidt und ich arbeiten wie auf einem fernen Planeten.“

Don Marek kämpft unverdrossen, klagt, daß in München und Berlin die Kontrollen längst noch nicht recht angelaufen sind, „weil die verantwortlichen Ärzte nicht mit auf die Toilette wollen“. Und plädiert dafür, daß China- und Kubareisen — dorthin, wo keine lästigen Dopingfahnder hineingelassen werden — aus dem Reiseangebot der DLV-Neckermänner und -frauen gestrichen werden. Denn:„Wir Leichtathleten haben eine Bringeschuld zu entrichten“. Andreas Singler