rotaprint-gelände
: Wegweisender Händedruck

Ob es eine Trendwende ist, wie Exkultursenator Thomas Flierl behauptet, sei dahingestellt. Eines aber ist der Verkauf des Weddinger Rotaprint-Geländes an die Nutzer auf jeden Fall: ein Sieg der Stadtentwicklung über die Spekulation.

KOMMENTAR VON UWE RADA

Lange genug hatte es nicht danach ausgesehen. Auf Biegen und Brechen wollten Liegenschaftsfonds und Finanzsenator das Grundstück an den meistbietenden Investor loswerden. Als der nicht kam, packte man das Ganze mit ein paar Filetgrundstücken in ein Paket und bot es erneut zum Verkauf an. Erst als auch diese Verhandlungen platzten, lenkte der Liegenschaftsfonds ein. Trendwenden sehen anders aus.

Dennoch gibt es vorsichtigen Grund zum Optimismus. Wer am Ende den Zuschlag für ein Grundstück bekommt, entscheidet nicht der Liegenschaftsfonds, sondern eine Steuerungsrunde, in der neben dem jeweiligen Bezirk auch Vertreter der Senatsverwaltungen für Finanzen, Wirtschaft und Stadtentwicklung sitzen. Namentlich Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) wird in Zukunft unter Beweis stellen können, ob auch für sie der Grundsatz „Stadtentwicklung vor Spekulation“ gilt. Beim Wort nehmen kann man Junge-Reyer jedenfalls. Ihre Sympathie für Zwischen- und andere Nutzer hat sie oft genug kundgetan. Und setzt nicht auch Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke) immer wieder auf die „Kreativindustrie“?

Wie auch immer das Pendel ausschlagen mag, eines ist der Fall Rotaprint schon heute: ein Präzedenzfall. Der Händedruck zwischen Holger Lippmann und den Rotaprint-Künstlern ist auch ein Symbol dafür, dass in Zukunft nicht nur Finanzinvestoren zu den Kunden des Liegenschaftsfonds gehören, sondern auch die „Berliner Mischung“.