Kompositionen im Kistchen

Robert Jarowoy hat das in der Bio-Szene bekannte Gemüse-Abo fortentwickelt: Er bringt jede Woche ein Überraschungspaket mit Käse. Kunden, die geschmacklich kein Risiko eingehen wollen, bestellen das Familien-Sortiment

VON GERNOT KNÖDLER

Robert Jarowoy arbeitet mit Genuss. Der 54-jährige Veteran der Bio-Szene hat sich notgedrungen ein neues Angebot ausgedacht: Bio-Käse frei Haus, sozusagen die Käse-Version des bekannten Gemüse-Kisten-Abos. Wie die Gemüse-Kiste kommt Jarowoys „Käse-Kistchen“ als Überraschungspaket. Das und die niedrigen Vertriebskosten machen das Kistchen günstig und sichern Jarowoy eine wachsende Kundschaft: Im Vergleich zum vergangenen Jahr setzte er 40 Prozent mehr ab, sagt Jarowoy. Vor anderthalb Jahren hat er damit angefangen.

Das Käse-Kistchen kommt zum einen mit der Biokiste der Gärtnerei Sannmann aus Hamburg-Ochsenwerder. Auf Wunsch und telefonische Bestellung bringt es Jarowoy auch zu einer von drei Verteilstellen in Hamburg-Altona. „Ich kam auf die Idee, dass man die steigenden Verteilungskosten senken kann, wenn man was Hochpreisiges hinzufügt, das nicht viel Platz wegnimmt“, sagt Jarowoy.

Als ehemaliger Biohändler kennt er die Branche. Zehn Jahre lang arbeitete er als Geschäftsführer der Stadt-Land-Genossenschaft in Hamburg-Bahrenfeld, eines regional orientierten Großhandels für Bio-Lebensmittel. Vor gut dreieinhalb Jahren zwang der Strukturwandel der Branche die Genossenschaft zur Fusion mit der Firma Naturkost Nord. Jarowoy musste sich was Neues suchen – keine leichte Aufgabe für einen Mitte-50-Jährigen in ehemals führender Position. „Wenn Du zehn Jahre lang Geschäftsführer warst, ist es sehr schwierig, was zu finden“, sagt er.

Für Käse habe er sich immer schon interessiert. Auch nachdem er bei der Stadt-Land-Genossenschaft vom Einkäufer zum Geschäftsführer avanciert sei, habe er das Käse-Sortiment weiterhin selbst betreut. Heute bezieht er seine Ware entweder direkt von Höfen in Schleswig-Holstein und dem nördlichen Niedersachsen oder über Großhändler oder Agenturen, die über die Dörfer tingeln und die Höfe nach Käsespezialitäten abklappern. „Der ruft an, wenn er was Besonderes hat“, sagt Jarowoy über einen dieser Einkäufer.

Weil sich die Nachfrage beim Prinzip Kiste nicht jedes Mal mit dem Angebot decken muss, kann Jarowoy 98 Prozent der Ware, die er einkauft, absetzen. Kaum ein Stück verdirbt, so dass Jarowoy vergleichsweise viel Käse in sein Zehn-Euro-Kistchen packen kann. „Ich kann auch ganz exotische Sorten anbieten, die man sonst nicht kriegt, weil das kaum einer kauft“, sagt er, zum Beispiel einen Roten Leicester aus Cheshire in England.

Um das Angebot für die heterogene Kundschaft ein wenig aufzufächern, bietet Jarowoy vier Sortimente jeweils in verschiedenen Größen an: eine Familienkiste mit milden Standard-Sorten wie Gouda, Edamer und Streichkäse; eine Feinschmecker-Kiste mit extrem schmeckenden Sorten wie Roquefort; das Modell „Vielfalt“ und die Variante „Spezial“ für Leute, die keine Kuhmilch-Produkte vertragen oder essen wollen. Er versuche, den Inhalt seiner Kistchen zu komponieren, erzählt Jarowoy. „Die Käse sollen unterschiedlich sein und doch zusammenpassen.“

Insgesamt 180 Kunden hat Jarowoy auf seiner Liste. Er könne jetzt von dem Geschäft leben, zumindest in Verbindung mit den kleinen Werbe-Reportagen, die er über Biohöfe schreibe. Im Selbstverlag hat er nebenbei noch einen Krimi verfasst. Thema ist der Abriss eines historischen Schwimmbades am Altonaer Bahnhof, gegen den Jarowoy vergeblich gekämpft hat.

Bestellungen bei Robert Jarowoy 040/ 39 63 86 oder bei „Der Hoflieferant“ 040/ 737 121 41