„SOLA SASA“ in Afrika

Junge Deutsche leisten in ihrem Freiwilligen Ökologischen Jahr Pionierarbeit in der tansanischen Solarbranche. Stromerzeugung durch Solarenergie ist eine echte Chance zur lokalen Entwicklung

Wer sich für den Freiwilligendienst bei der Deutsch-Tansanischen Partnerschaft e.V interessiert und ein Jahr nach Tansania gehen will, sollte Neugier und Einsatzfreude mitbringen und bereit sein, Kiswahili zu lernen.Gute Englischkenntnisse, Zuverlässigkeit, technisches Interesse und Basiswissen über ökologische Zusammenhänge sind wichtig für die Arbeit in Tansania.

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VON DIERK JENSEN

Es ist drückend schwül, heiß. Dunkle Wolken ziehen heran, der nächste Regenguss naht. Wahida Mahamudi Abassi schält Knoblauch auf der überdachten Terrasse ihres einfachen Steinhauses auf der Landzunge Uzi im Süden der Insel Sansibar. Die Vegetation ist üppig, große Mango- und Zimtbäume, Baobabs und Bananen säumen die Ränder der nicht asphaltierten Straßen. Stromleitungen sind hier Fehlanzeige.

Die Familie Abassi betreibt im Dorf N’gambwa auf fruchtbarem Land eine kleine Landwirtschaft. Seit 2005 hat die Familie mit drei kleinen Kindern ein 120-Watt-Solarmodul auf dem Wellblechdach. Die Anlage erzeugt Solarstrom für Glühlampen, Fernseher, Radio und – ganz wichtig in dieser abgelegenen Gegend – für Mobiltelefone. Aber nicht nur die Abassis erzeugen Energie, auf neun weiteren Hausdächern werden die Sonnenstrahlen umgewandelt. Sogar die örtliche Schule hat eine kleine PV-Anlage auf ihrem Dach installiert, mit der eine Ladestation für Solar-Taschenlampen betrieben wird.

Initiator der solaren Aktivitäten ist die Hamburger Deutsch-Tansanische Partnerschaft e. V. (DTP), die sich hier seit Jahren engagiert. Ohne ihre Hilfe hätten die Menschen auf Uzi diese Investition nicht anpacken können. Nicht einmal Strom fließt in diese Region, was in Tansania nichts Ungewöhnliches ist. Das öffentliche Stromnetz erreicht gegenwärtig nur knapp zehn Prozent der tansanischen Bevölkerung – fast ausschließlich in den urbanen Zentren. Netzunabhängige Stromversorgung mit erneuerbaren Energien ist daher an vielen Orten eine echte Chance für die lokale Entwicklung.

Die Küche der Abassis befindet sich unter Palmenblättern neben ihrem Steinhaus. Der Reistopf hängt über einem offenen Feuer aus Holzscheiten. Es qualmt. Als das Essen serviert wird, trommelt der tropische Regen aufs Wellblech. Das Gespräch kreist um Geister, Glauben und Religion. Im Haus ist es fast dunkel. Nur die kleine Solarlampe im Flur sorgt für Licht. „Wir bezahlen für die Stromnutzung jeden Monat 3.000 Tansanische Shilling (etwa 2 Euro) an die Kooperative“, erklärt Mtumweni Abassi. Die Gebühr soll bei Dorfgemeinschaft und Kooperative den Eindruck vermeiden, dass es Solarenergie gratis gäbe. Nur dadurch ist gewährleistet, dass die Beteiligten die Technik und vor allem die empfindlichen Batterien auch sachgerecht behandeln. „Zum anderen“, so Mtumweni weiter, „wollen wir mit dem eingenommenen Geld unser Solarsystem weiter aufbauen, neue Mitglieder werben und in neue Paneele installieren.“ Demonstrativ zeigt der 30-Jährige auf das Plakat „Sola sasa“, das an der Wand hängt: „Solarenergie jetzt!“ Er grinst dabei den jungen Deutschen Jan-Moritz Adam an, der in Diensten des DTP hier sein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) absolviert und der Kooperative bei allen technischen und organisatorischen Problemen hilft. Zwei Tage später: Jan-Moritz Adam ist mit der Fähre nach Daressalam gefahren. Im Büro des Solarverbandes Tasea trifft er seine deutschen Kollegen, die über die DTP in der tansanischen Solargemeinde ihr FÖJ absolvieren. Während einige in Daressalam beschäftigt sind, kommen die anderen von Sansibar, vom Victoriasee, Kilimandscharo und aus dem Süden Tansanias angereist, um den Solar-Day vorzubereiten.

Er wird von der Tasea, die 120 Mitglieder zählt, veranstaltet und ist die einzige Konferenz und Messe in Tansania, die sich mit erneuerbaren Energien beschäftigt. So ist die Arbeit der deutschen FÖJler vor allem Pionierarbeit, die Projekte von morgen vorbereiten helfen. Darüber hinaus ist es für die jungen Deutschen ein interkultureller Lernprozess. „Ich wollte die Unterschiede zwischen dem Leben in Deutschland und in Afrika erfahren“, sagt Jan Moritz, der in der schleswig-holsteinischen Kleinstadt Lütjenburg aufwuchs. Später wird er sagen können, dass er die Solarenergie im ostafrikanischen Land mit auf den Weg brachte. Denn: Jede echte Nachhaltigkeit beginnt im Kleinen: Wie auf dem unscheinbaren Wellblechdach der Abassis auf Uzi.

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