Prominentes Opfer

VERBRECHEN Südafrikas Nationaltorhüter Senzo Meyiwa wird von Einbrechern erschossen. Das Entsetzen ist überall groß. Und in dem von Waffengewalt traumatisierten Land werden wieder intensive Debatten über die hohe Kriminalität geführt

„Er war ein Teamplayer – er war alles“

SÜDAFRIKAS NATIONALTRAINER SHAKES MASHABA

JOHANNESBURG taz | Südafrika ist geschockt: Die fußballbegeisterte Nation trauert um ihren Bafana-Bafana-Torhüter Senzo Meyiwa. Der 27-jährige Kapitän des Spitzenteams Orlando Pirates ist am Sonntagabend im Haus seiner Freundin in Vosloorus im Osten Johannesburgs von Einbrechern erschossen worden. Ein Raubüberfall hat zum tragischen Tod des Sportstars geführt, und die Nachricht hat nun die Polizei zur Großfahndung nach dem Mörder veranlasst.

Die Trauerbekundungen aus aller Welt überschlagen sich, die sozialen Medien sind in Aufruhr und seine Mannschaft ist tief erschüttert. Im Zenit seiner Karriere ist der beliebte Pirates-Kapitän bei einem Besuch seiner Freundin, Popsängerin Kelly Khumalo, zum Opfer der weitverbreiteten Waffengewalt geworden. Zwei Männer waren in das Haus eingedrungen, während ein dritter vor der Tür Wache hielt. Sie konfrontierten das Paar und forderten ihre Handys, Geld und andere Wertgegenstände. Einer der Männer hatte seine Waffe auf Khumalo gerichtet, als der Torhüter zu ihrem Schutz in ihre Richtung sprang. In diesem Moment traf ihn der Schuss in den Rücken. Meyiwa starb auf dem Weg ins Krankenhaus. Die Täter flohen zu Fuß in die Nachbarschaft.

Der brutale Mord hat die Südafrikaner erneut aufgerüttelt. Die Polizei versprach, man wolle die Täter so lange verfolgen, bis man sie gefasst habe. Polizeichefin Ria Phiyega gab die Täterbeschreibungen in einer Pressekonferenz bekannt, eine Belohnung für jegliche Hinweise in Höhe von 250.000 Rand (circa 18.000 Euro) ist ausgesetzt worden. Die Polizei ist also im Großeinsatz – die Rufe nach effizienterer Polizeiarbeit in Südafrika werden genau in diesem traurigen Moment wieder lauter.

Die von Waffengewalt traumatisierte Gesellschaft war gerade in der Vorwoche etwas zur Ruhe gekommen, denn der Gerichtsprozess um den paralympischen Athleten Oscar Pistorius war beendet worden: Er erhielt fünf Jahre Haft wegen der Todesschüsse auf seine Freundin in seinem Haus. Die Debatten um die nach wie vor immens hohe Kriminalitätsrate werden seither wieder mit großem Eifer geführt. Getrauert hat man vor wenigen Tagen auch um ein prominentes Verkehrsopfer. Mbulaeni Mulaudzi starb bei einem Autounfall. Er hatte 2009 bei der WM in Berlin die Goldmedaille im 800-Meter-Lauf geholt. Nur wenige Stunden nach dem Tod des Torhüter Meyiwas kam die südafrikanische Fußballnationalmannschaft, sein Verein, die Orlando Pirates, sowie Trainer und Mäzene der Fußballwelt zusammen, um den jungen Spieler zu würdigen. Der Trainer der Bafana-Bafana, Shakes Mashaba, war untröstlich

„Wir werden ihn sehr vermissen, auch seine Kunst, Tore abzuwehren. Er war ein Teamplayer – er war alles.“ Zur Zeit seines Todes hatte Meyiwa sieben Spiele für die Nationalmannschaft bestritten. „Er war der Friedensstifter“, lobte Mashaba. „Seit er dabei war, gab es nie Schwierigkeiten im Team. Sie hörten ihm zu, er war ein Führer.“ Meyiwa habe Südafrikas Mannschaft durch den Afrika-Cup getragen. Jetzt muss die Mannschaft mit diesem Schicksalschlag zurechtkommen.

Sportminister Fikile Mbalula sprach unter Tränen vom „Teufel, der uns tief in die Taschen gegriffen hat, um Senzo wegzunehmen“. Er habe für jeden Erfolg in seiner Karriere hart gearbeitet und bei den Orlando Pirates eine Chance gefunden und genutzt, die staubigen Straßen in Südafrika zu verlassen, um zu glänzen.

Meyiwa begann seine Laufbahn in seiner Heimat Umlazi bei Durban in den frühen neunziger Jahren als Angreifer, später glänzte er als Torwart für London Cosmos. Seine Fähigkeiten stachen den Talentsuchern der Pirates ins Auge und sie holten ihn in ihr Sportentwicklungsprogramm. Er wurde Kapitän der Pirates und ihr bester Spieler bei den Partien der afrikanischen Champions League und gab kurz darauf sein Debüt in der südafrikanischen Nationalmannschaft. Seine Karriere war erfolgversprechend, doch am Samstag endete sie abrupt.

MARTINA SCHWIKOWSKI