„Dafür gebe ich mich nicht mehr her“

Ursula Caberta erklärt im Interview, warum sie der WASG jetzt den Rücken kehrt

taz: Frau Caberta, warum verlassen Sie jetzt die WASG?

Ursula Caberta: Die WASG von heute hat nichts mehr mit der Wahlalternative zu tun, in die ich vor drei Jahren eingetreten bin. Wir wollten eine soziale Alternative mit basisdemokratischen Strukturen und einer engen Anknüpfung an die sozialen Bewegungen aufbauen. Davon ist nichts geblieben. Heute haben wir eine zentralistische, nur noch auf Wahlen und die Fusion mit der PDS fixierte Organisation ohne Bodenhaftung. Das ist für mich die Beerdigung der WASG.

Enthält aber nicht nur die Fusion von WASG und PDS zur Linkspartei die Perspektive, eine neue linke Kraft bundesweit zu etablieren?

Es hieß, PDS und WASG sollten sich Schritt für Schritt einander annähern, um dann eventuell in einer gemeinsamen Partei aufzugehen. Was aber passierte, war ein von der Funktionärsebene im Bund initiiertes Reinpressen der WASG in die PDS. Was nun geplant ist, ist nichts anderes als die Westerweiterung der PDS. Dafür gebe ich meinen Namen nicht mehr her. Wenn ich in die PDS hätte eintreten wollen, hätte ich das getan. Es ist aber kein Zufall, dass ich in der WASG und nicht in der PDS gelandet bin.

Wie verhält sich der Landesvorstand in diesem Konflikt?

Es war auch innerhalb der Hamburger WASG nicht mehr möglich, die Gefahr der Vereinnahmung durch die PDS überhaupt noch offen zu diskutieren. Wer Kritik übte, wurde ausgegrenzt. Wer den Fusionsprozess kritisierte, hatte kaum eine Chance, als Delegierter für den Bundesparteitag aufgestellt zu werden. Viele Leute, die Interesse an einer neuen linken Partei hatten, haben deshalb schon in den vergangenen Monaten der WASG frustriert den Rücken gekehrt. Diese Austrittswelle wird weiterschwappen. Es werden – über die sechs hinaus, die jetzt gehen – in den kommenden Wochen weitere Mitglieder folgen.

Sie monieren, die Hamburger WASG habe kein programmatisches Profil entwickelt.

Es gab in der WASG eine Programmgruppe, die dieses Profil entwickeln sollte. Diese Gruppe, die aus meiner Sicht gute Arbeit geleistet hat, wurde systematisch ausgebremst. Ihre Vorschläge wurden entweder niedergemacht oder gar nicht diskutiert und landeten dann gleich im Papierkorb. Ich habe hier eine Ausgrenzung auf allen Ebenen erlebt. Interview: mac