Islamische Bank in Deutschland: Kein Suff, kein Sex, keine Knarren

Die Kuveyt Türk Bank will nach islamischen Regeln wirtschaften. Deren Eigenheiten stellen die Bankenaufsicht vor neue Herausforderungen.

Eine Filiale der Kuveyt Türk Bank in Mannheim. Bild: dpa

HAMBURG taz | Zum ersten Mal in Deutschland ist eine Bank zugelassen worden, deren Geschäfte nach den Regeln des islamischen Finanzwesens ablaufen. Die Bundesfinanzaufsicht Bafin hat der Kuveyt Türk Bank (KT Bank) eine „normale Vollbanklizenz“ erteilt, bestätigte ein Bafin-Sprecher der taz.

Zu den Besonderheiten des korankonformen Bankgeschäfts gehört der Verzicht auf Geschäfte mit Alkohol, Pornografie und Kriegswaffen. Verboten sind – wie im frühen Christentum – Zinsen und Spekulationsgeschäfte.

Die Marktlücke ist allerdings relativ klein. Nur einer von fünf Muslimen in Deutschland scheint unzufrieden mit Sparkassen, genossenschaftlichen und privaten Banken – auch diese bieten teilweise Produkte nach den Scharia-Regeln an.

21 Prozent der Muslime würden „hierzulande ein islamisches Geldhaus als natürliche Hausbank“ ansehen, sagt Kemal Ozan, der die KT-Bank gemeinsam mit Torsten Lüttich leiten soll. Lüttich ist Exvorstand der Wüstenrot Bank und war bis 2006 Konzernleiter bei der Commerzbank.

„Spannendes Experiment“

Das neue Geldinstitut gehört zu einem der größten Finanzkonzerne in der Türkei. Haupteigentümer ist Kuwait. Die Großbank ist auch auf den internationalen Finanzmärkten aktiv. Im Juli startet das Deutschland-Geschäft mit Filialen in Berlin, Frankfurt und Mannheim.

Ein „spannendes Experiment“, meint Frank-Christian Pauli vom Verbraucherzentrale Bundesverband. Die klassische Rolle von Kredit und Zins übernimmt die Muslim-Bank selbst: Bei einem Hauskauf gibt sie dem künftigen Eigentümer kein Darlehen, sondern kauft die Immobilie zunächst auf eigene Rechnung und verkauft sie dann zu einem höheren Preis an ihren Kunden weiter. Der zahlt seinen Kaufpreis dann auf Raten ab.

Unabhängig vom religiösen Inhalt werde hier „kein normales Bankgeschäft“ versucht, so Pauli. Für den Verbraucherschützer „macht es keinen Sinn, das heute schon zu bewerten“.

Ein „Anachronismus“?

Allerdings sieht Pauli rechtlichen „Handlungsbedarf“: Es sei offen, ob die deutsche Justiz für Streitfälle gerüstet ist. Beispielsweise zielt das Kreditrecht ganz auf Darlehen mit Zinsen.

Finanzmarktexperte Rudolf Hickel hält islamische Banken, die klein und überschaubar daherkommen, für einen „Anachronismus“. Banken im Kapitalismus könnten ohne Zinsen für Einleger und Kreditnehmer nicht existieren. Tatsächlich würden Scharia-Banken die im Islam verbotenen Bereiche nur „umschiffen“ – wie eben das Zinsverbot beim Hauskauf. Oder das religiöse Spekulationsverbot: Da sie nicht direkt in Aktien investieren dürfen, verkauften islamische Geldhäuser beispielsweise Indexfonds. Diese Vorgehensweise stelle die Finanzaufsicht Bafin vor neue Herausforderungen.

Auch die Staatsfonds aus Saudi-Arabien oder Abu Dhabi arbeiteten mit dem Segen des Islam, so Hickel. Dabei seien sie längst an Automobil- oder Elektronik-Aktiengesellschaften in Europa und Amerika beteiligt, die auch Militärgeschäfte betreiben.

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