Kritik an Hochschulwatch: Schafft mehr Transparenz!

RektorInnen beschweren sich über Hochschulwatch. Die Macher antworten – mit einer Einladung an Universitäten und Wirtschaft.

Von wegen Humboldtsches Bildungsideal: An der Universität geht es auch um Wirtschaftsinteressen. Bild: dpa

BERLIN taz | Mehr als 10.000 Verflechtungen zwischen Wirtschaft und Hochschulen haben die taz und Transparency International Deutschland gesammelt. Als diese Daten vergangene Woche auf dem Portal hochschulwatch.de veröffentlicht wurden, berichteten alle namhaften Medien darüber. Seither erreichen die taz Zuspruch von BürgerInnen und KollegInnen, Hinweise von Studierenden und Professoren – und Kritik von Stiftern und Hochschulen.

Die „fehlerhaften Daten zu den Stiftungs-Lehrstühlen“ seien geeignet, das „Ansehen der Universitäten zu beschädigen“, hieß es etwa von der TU München. Die Hochschulrektorenkonferenz HRK forderte die taz auf, Hochschulwatch ganz vom Netz zum nehmen. Ein Grund für den Ärger war, dass das Portal nicht nur aktuell laufende Stiftungsprofessuren auflistet, sondern auch solche, die bereits in das Budget der Hochschulen übernommen wurden.

Bei zwei von drei privat finanzierten Professuren ist dies nach Angaben des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft der Fall. Die öffentliche Hand bezahlt also oft für eine Professur, die ein Unternehmen gemäß seiner eigenen Interessen stiftete.

Diese Tatsachen darzustellen, ist nicht das Ergebnis schlampiger Recherchen, wie die HRK vermutete, sondern erklärtes Ziel des Portals: die Einflussnahme der Wirtschafts auf die universitäre Forschung zu diskutieren.

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Falsche Infos von Hochschulen selbst

Noch sind die verfügbaren Informationen auf Hochschulwatch weder vollständig noch immer korrekt, das stimmt. Das liegt jedoch auch an der Kooperationsbereitschaft der Hochschulen. Nur wenige Hochschulen haben freiwillig alle Informationen preisgegeben. Manche, wie die Universität Freiburg, haben gar nicht auf die Anfrage reagiert, sich aber dann über veraltete Informationen gewundert.

In manchen Fällen bezeichneten Hochschulen eine Information als falsch, die sie selbst zur Verfügung stellten. So behauptete die Universität Köln öffentlich, die Darstellung ihrer Hochschulräte sei „schlichtweg falsch“. Nur: Die Informationen stammen von der Website der Universität. Gegenüber der Kölnischen Rundschau machte die Hochschule die taz und ihre Partner für diese „falschen“ Angaben verantwortlich.

In einem anderen Fall reklamierte die Volkswagen-Stiftung, nicht sie hätte die Bibliothek der Universität der Künste Berlin finanziert, wie auf Hochschulwatch aufgeführt, sondern die Volkwagen AG. Die Hochschule hatte jedoch gegenüber der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wirtschaft die Stiftung aus Hannover als Unterstützer angegeben, wie man im Berliner Haushaltsplan nachlesen kann.

An aktuellen und lückenlosen Daten haben alle Beteiligten Interesse; wir laden die Hochschulen ein, die Daten zu überprüfen und zu ergänzen. Hochschulwatch, das sollten die Hochschulen erkennen, ist eine Chance, selbst zu mehr Transparenz beizutragen.

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