Streit um Messeschilder: Das „Nudelmessehinweisschildgate“

Im brandenburgischen Templin ist ein Streit um Schilder der „Kirche des fliegenden Spaghettimonsters" entbrannt. Die kann davon profitieren.

Hier darf das „Nudelmessehinweisschild“ nicht mehr hängen, denn das sorgt für Streit. Bild: Laila Oudray

TEMPLIN taz | „Monster unser, das DU bist im Himmel, geheiligt werden DEINE Anhängsel“: So beginnt das Gebet, das die Mitglieder der Kirche des fliegenden Spaghettimonsters während der „Nudelmesse“, ihrem Gottesdienst, sprechen. Jeden Freitagvormittag um 10 Uhr kommt die Gemeinde im brandenburgischen Templin zusammen und begeht die Messe, die einem festen Ablauf folgt:

Zu Beginn werden die Reliquien an den „Nudler“, der Person, die durch die Messe führt, überreicht. Das sind: Eine Piratenflagge, ein volle Flasche Rum und eine leere Bierflasche, die eine Zahnbürste enthält. Diese werden der Gemeinde gezeigt und dann für die nächste Messe sicher aufbewahrt. Dann liest der „Nudler“ das Glaubensbekenntnis der „Pastafari“ von einem Nudelholz ab. Wenn seine Worte den Anhängern noch im Ohr klingeln, nehmen diese das Abendmahl ein: eine Portion Pasta und Bier. Als Abschluss wird das „Monster Unser“ gebetet und man trennt sich – bis zur nächsten Woche.

Rüdiger Weida, der Vorsitzende der „Pastafari“ hat, um auf diese Veranstaltung aufmerksam zu machen, sogenannte „Nudelmessehinweisschilder“ aufgestellt. Damit sorgte er für einen Streit, der Templin eine Aufmerksamkeit der Medien einbrachte, die es seit der Wahl Angela Merkel, ihrer berühmtesten Tochter, zur Bundeskanzlerin nicht mehr bekommen hat.

Der Streitpunkt sind nicht die „Nudelmessehinweisschilder“ per se, die ein rotes Nudelmonster ziert, sondern ihr Standort. Sie hingen nämlich zunächst unmittelbar unter den Hinweisschildern zu den Gottesdiensten der anderen Kirchen. Deren scharfe Reaktion kam sofort: „Rüdiger Weida soll seine Schilder haben und auch seine Messe machen, wie er möchte. Aber direkt unter unseren Hinweisen, ist das dreist. Das passt einfach nicht zusammen“, so der Pfarrer der evangelischen Kirche, Ralf-Günther Schein. Doch es blieb nicht beim verbalen Gegenwind.

Die „Kirche des fliegenden Spaghettimonsters“ wurde 2005 vom US-amerikanischen Physiker Bobby Henderson gegründet. Sie war als satirische Antwort auf die kreationistische Pseudowissenschaft Intelligent Design gedacht. Mit der Gründung wollte Henderson gegen das Vordringen des Kreationismus im Schulunterricht protestieren.

Das fliegende Spaghettimonster erfreute sich schnell großer Beliebtheit. Schätzungen besagen, dass es mittlerweile etwa 10 Millionen „Pastafari“, wie sich die Anhänger nennen, weltweit gibt.

Die aktivste und älteste Gemeinde in Deutschland befindet sich in Templin. 2005 wurde sie gegründet, seit 2011 ist sie offiziell eine gemeinnützige Körperschaft. Rüdiger Weida versteht die „Kirche des fliegenden Spaghettimonster“ nicht als Satirereligion, sondern als „Weltanschauungsgemeinschaft, die sich satirischen Mitteln bedient“.

Die Schilder blieben nicht an ihrer Stelle

Eines Abends waren die „Nudelmessehinweisschilder“ nämlich nicht mehr da. Der Landesbetrieb Straßenwesen hatte sie abgeschraubt. Nach Aussage seiner Pressestelle gab es keine ausdrückliche Genehmigung für die Schilder, vor allem weil der entsprechende Antrag nie formal bei der Stadt Templin eingegangen war. Das bestätigt auch die Stadtverwaltung auf Anfrage.

Rüdiger Weida ist sich jedoch sicher, dass die Schilder genehmigt worden sind. Seiner Ansicht nach wurde der Landesbetrieb Straßenwesen wegen des Unmuts der Kirchen nervös. Er selbst wurde über die Entfernung nicht informiert, weswegen er zunächst von Diebstahl ausging und Anzeige erstattete.

Als die „Nudelmessehinweisschilder“ wieder an der umstrittenen Stelle hingen, ging der Streit weiter. Über das Wochenende wurden sie beschmiert, außerdem erneut abgehängt und an anderen Masten in der Stadt wieder angebracht. Wer das getan hat, ist unbekannt.

Damit das „Schildergate“ endlich ein Ende findet, gab es am Dienstag ein Treffen zwischen Vertretern der Stadt und des Landesbetriebs Straßenwesen und Rüdiger Weida. Die vorläufige Lösung des Problems: Die „Nudelmessehinweisschilder“ bekommen ihre eigenen Masten. Wo genau, wird noch mit dem Landesbetrieb Straßenwesen geklärt. Bis dahin,hängen die Schilder an den Masten mit Städtepartnerschaftenhinweisschilder.

So viele Eintritte wie noch nie

Die neuen Masten müssen jetzt von der Kirche des fliegenden Spaghettimonster selbst bezahlt werden. Um das zu finanzieren, greift Weida auf eBay zurück: Zwei Schilder, die noch in seiner Kirche lagern, werden dort versteigert. Er könntevon der wachsenden Popularität der „Kirche des fliegenden Spaghettimonsters“ in Deutschland profitieren.

Der Schilderstreit hat nämlich dafür gesorgt, dass es so viele Kircheneintritte gibt, wie noch nie. Mittlerweile kommt Weida nicht mehr damit hinterher, den neuen Jüngern das Willkommenspaket, das unter anderem ein Bandana für echte Piraten beinhaltet, zu verschicken.

So wird die nächste Nudelmesse in Templin vielleicht voller neuer Mitglieder sein, die dann gemeinsam friedlich das „Monster Unser“ beten werden: Denn dein ist die Soße und der Käse und die Fleischklößchen in Ewigkeit. RAmen!

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.