Buch über Reichtum: Der Milliardärsclub als Schicksal

Der Tiroler Manager Elmar Weixlbaumer klärt über die Naturgegebenheit von Reichtum auf. Möglicherweise meint das aber nur Politikverzicht.

Die großen Vermögen heben sich heute unerreichbar vom Rest ab. Bild: www.plainpicture.com plainpicture/STOCK4B-RF plainpicture

Ein erhellendes und informatives Buch – für einen zeitgenössischen Wirtschaftsspezialisten ist das ja fast schon Lob genug. Es geht mal nicht um den Weg zu höherem Wachstum oder mehr Gerechtigkeit, sondern um die Frage, warum es ganz Reiche gibt, ja geben muss. Laut Autor. Denn der hält nichts vom Hoffen auf das Wirken der Politik und sonstiger Sozialromantik. Für ihn gilt: Wer nicht bald bei der Geldelite dabei ist, hat verloren.

Elmar Weixlbaumer ist gebürtiger Tiroler, Manager, Mathematiker. Er führt die zentralen volkswirtschaftlichen Formeln auf, die seine Analyse stützen und auch recht gut die aktuelle und historische Verteilung des Vermögens beschreiben. Für (linke) Ökonomen ist das starker Tobak, denn Weixlbaumer sieht wenig Chancen für eine weltweite ökosoziale Marktwirtschaft: Gegen die rasante Konzentration des Reichtums beim obersten Prozent könne und wolle die Politik wenig tun.

Das ist das Zukunftsmodell der Brasilianisierung der Gesellschaften, einer Monetokratie. Mit einer kleinen Oberschicht und dem großen Rest, politischen Parteien als puffernde Exekutive und einer breiten, relativ ungebildeten Masse von Zuarbeitern und Wertschöpfern.

Weltkriege und blutige Revolutionen

Gegen die Kastenbildung der Superreichen helfen demnach nur Katastrophen wie Weltkriege und blutige Revolutionen – und die auch nur für wenige Generationen. Dann bildet sich der reiche Stand wieder, sei es in einem feudalen System, im Kommunismus oder in den verschiedenen bürgerlichen Gesellschaften.

Elmar Weixlbaumer: "Billionaires Club". Goldegg Verlag, Wien 2014, 477 Seiten, 22 Euro

Weixlbaumer erklärt die einfachen Formeln, die dem zugrunde liegen, geht von einer Stunde null aus, bei der alle mit dem gleichen Vermögen und den gleichen Aufstiegschancen loslegen. Erklärt Begriffe wie den Gini-Koeffizienten als Maß der Ungleichheit in einer Gesellschaft. Innerhalb weniger Jahrzehnte sind wir beim heutigen Zustand. Und der ist krasser, als den meisten bewusst ist: So verdient etwa das oberste Zehntel der deutschen Haushalte schon das Mehrfache des direkt folgenden zweitreichsten Zehntels.

Es bildet sich also eine dünne Schicht von Superreichen heraus. Diese versuchen, sich abzusichern, ihren Status irgendwann auch vererbbar zu machen. Daher auch der Boom teurer Privatschulen und -universitäten, das Streben, über Stiftungsgesetze und Steuerparadiese dem Zugriff der nationalen Mittelständler zu entkommen.

Mindestens zweistellige Millionensummen

Für Weixlbaumer ist in diesem Prozess gerade der entscheidende Moment erreicht. Denn gerade jetzt heben sich die großen Vermögen (groß heißt mindestens zweistellige Millionensummen) unerreichbar vom Rest ab. Reicher Leute Kinder gehen auf Schulen, die jährlich 70.000 Euro kosten, ihre Domizile sind nur für Millionäre und Stars käuflich, von Personal bewacht und betreut.

Die USA sind da schon weiter, aber Europa zieht nach. Eines dieser Reichenrefugien ist denn auch namengebend für den Titel: der „Billionaire Club“, der „Milliardärsclub“ des ehemaligen Formel-1-Managers Flavio Briatore auf Sardinien.

Weixlbaumers Folgerungen: Dagegen ist nichts zu machen, politisch sind die Vermögenden längst zu einflussreich. Da steht er im Widerspruch zu Volkswirten wie „Kapitalismus“-Autor Thomas Piketty (Forderung nach einer weltweiten Vermögenssteuer) und US-Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz (einfach wie in den 50er Jahren die in den USA existierende Steuer erhöhen).

Im Inner Circle mit den Kindern der Reichen

Weixlbaumer gibt den Tipp, sich lieber mit der Realität zu arrangieren: etwa die Kinder sofort ebenfalls auf möglichst elitäre Schulen schicken, damit man im Inner Circle mit den Kindern der Reichen ist, bevor es zu spät ist – bevor also dieser Lebenswandel so teuer wird, das ihn sich auch die gehobene Mittelschicht nicht mehr leisten kann.

Der Anschluss an die Elite ist teuer, daher sollte das anschlusswillige Milieu so früh wie möglich mit der Vermögensbildung anfangen. Die größten Hindernisse zum Aufbau des nötigen Kapitalstocks sind: Autos, Eigenheime, Scheidungen und falscher Konsum.

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