Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch

Prothese und Antithese Rehm, die verschwörerischen neuen „Montagsdemos“, einfach mal den Mund halten und Uli Hoeneß’ fehlendes Herz.

Er hat kein Herz. Sieht man doch sofort. Bild: dpa

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?

Friedrich Küppersbusch: Der deutsche Weitspring-Meister Rehm teilt die Fachwelt in Prothese und Antithese.

Und was wird besser in dieser?

Sobald er Europameister ist, finden ihn alle dufte.

Marihuana darf – zumindest zur Schmerzlinderung – jetzt legal in Deutschland angebaut werden. Haben Sie sich schon ein Kämmerchen eingerichtet?

Kommt gar nicht in die Tüte. Als ich meinem Sohn als zeitgemäßes Initiationsritual in Amsterdam Coffeeshops zeigte, interessierte er sich höflich und beendete den Spuk beim dritten mit den goldenen Worten: „Das ist doch eher etwas für euch Ältere, Papa.“ Von deutschem Hanf kann man effektfrei Wagenladungen rauchen, er machte sich vom Acker, als Chemiefasern das Hanfseil ersetzten. Zum Trost setzte Bayer noch Spezereien wie „Heroin“ drauf. Also – es wird Zeit für Bioland und nachhaltigen Grasanbau. Auf zum Kyffhäuser.

Sanktionen für Russlands Regierung? Sollte man Putin die WM wegnehmen?

Katar gilt Israel als Hauptsponsor der Hamas. Zur Belohnung gibt es 2022 die Fußball- und schon nächstes Jahr die Handball-WM. Russland hat im UN-Sicherheitsrat der Resolution gegen den Flugzeugabschuss zugestimmt, der Flugschreiber wurde übergeben, niederländische Polizei ermittelt im Absturzgebiet. Wäre das alles nicht der Fall, müsste man über Sanktionen nachdenken.

Der Gazakonflikt geht weiter: Tote im Westjordanland, Riesendemos in Ramallah. Steht Israel vor einer dritten Intifada?

Es zeigt, dass nach 9/11 die gegenseitige Radikalisierung von Islamisten und westlichen Kreuzzüglern eskaliert. Wenn Bin Laden das noch erleben dürfte! Tatsächlich finden sich viele Beispiele von Palästinensern und Israelis, die zum Frieden und zur Gemeinsamkeit rufen. Die weitgehende Abwesenheit deutscher Außenpolitik nach Fischer unter Westerwelle lädt uns herzlich dazu ein, einfach mal den Mund zu halten und höflich zu fragen, wie wir helfen könnten.

Auf den Pro-Palästina-Demos in Deutschland laufen Linke, Rechte und Einwanderer nebeneinander und rufen antisemitische Parolen. Sind das die neuen Montagsdemos?

Irrsinn ist coming home. Die unter dem Plagiat „Montagsdemo“ hausierenden Verschwörungstheoretiker, Chemtrail-Fantasten und Kragennazis finden nun die richtig falschen Freunde. Fortan wird niemand mehr für fortschrittlich und humanistisch halten müssen, was doch nur eitler Eiter aus tief verletzten Egos ist. Früher mussten solche Leute obskure Flugblättchen drucken, heute beweisen sie, dass „Netzcommunitiy“ nicht qua Existenz gut und gottgefällig ist. Den Palästinensern wäre ein seriöserer Auftritt für ihre berechtigten Anliegen zu wünschen.

Weiter im ZDF-Skandal: Der Unterhaltungschef ist zurückgetreten, die Ratingredaktion aufgelöst. Glauben Sie dem Sender überhaupt noch was?

Der Wechsel von RTL-Kochoffizier Rach zum ZDF mit mauem Ergebnis, die Implosion von „Wetten, dass..?“, Ratlosigkeit formuliert in der Rückkehr von Kerner – Unterhaltungschefs sind schon für weniger gefeuert worden. Die ZDF-interne Untersuchung ergab, U-Chef Fuchs habe mit der Fälschung nichts zu tun gehabt. Klar, dann muss er gehen.

Im Spiegel und bei Illner beschuldigt der ehemalige Präsident Wulff die Medien, sie hätten eine „Diffamierungskampagne sondergleichen“ abgezogen. Mitleid?

Für eine ähnliche Performance gegenüber Frau Wagenknecht ist Markus Lanz zur Petitesse niedergeschrieben worden. Was an sich eindrucksvoll Wulffs These belegt. Da wurde munter abgewürgt, jede Marginalie vorgeholt, seltene weiterführende Gedanken standrechtlich des Studios verwiesen. Es ist sehr einfach: Wir haben über Wulff nicht das gelesen, was es über Möllemann und Barschel gab. Und wer das jetzt wieder zu empathisch, mitfühlend findet, soll im Springer-Club aufs Herrenklo gehen und seinen erigierten Zeigefinder weichreiben.

Uli Hoeneß hat im Knast angeblich 10 Kilo abgenommen. Müssen wir uns jetzt Sorgen machen?

Laut Focus wurde er noch sacht anästhesiert in den Knast zurückgebracht. Die Herz-OP wurde praktisch abgebrochen. Man fand keins. Nun wird diskutiert, ob das Marihuana-Anbau-Urteil auch im Knast gilt. Es könnte sich segensreich auf die ganze Bundesliga auswirken.

Und was machen die Borussen?

Hiermit ergeht das Verbot sämtlicher Wortspiele mit den Spielernamen Dong-Won Ji und Immobile. Ja, Bild, das gilt auch für dich. Und für dich ganz besonders.

FRAGEN: DEM, AFRO

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.