Prinz Eddi I über Karneval in Berlin: „Jetzt haben wir keinen Umzug mehr“

Weil die Behörden nicht mitspielten, gehört in der Hauptstadt der Straßenkarneval der Vergangenheit an. Ist der amtierende Karnevalsprinz froh darüber?

Berlin Hey-Jo: Zwölf Jahre zogen die Jecken durch die Stadt, nun ist Schluss. Bild: dpa

taz: Hey-Jo, Edmund Braun! Oder bestehen sie in diesen Tagen auf ihren Titel als Berliner Karnevalsprinz Eddi I?

Edmund Braun/Eddi I: Offiziell bin ich zur Zeit Eddi I.

Gut, Eddi I. Wie steht es denn um ihre Karnevalsstimmung in diesem Jahr?

Der Karneval läuft gut. Etwas traurig ist nur, dass wir dieses Jahr keinen Karnevalszug mehr haben, weil wir das finanziell nicht mehr stemmen konnten.

Sind sie nicht auch ein bisschen erleichtert, dass der Umzug nicht mehr stattfindet?

Wieso das denn?

67, ist Karnevalsprinz Eddi I. Er stammt aus Aachen, lebt seit 45 Jahren in Berlin und ist Präsident des Festkomitees Berliner Karneval. Er ist gelernter Installateur.

Vergangenes Jahr mussten sie während des Umzugs Blumenbeete auf dem Tauentzien beschützen, weil Ihnen sonst das Grünflächenamt aufs Dach gestiegen wäre. Das kann doch nicht lustig gewesen sein.

Wir sollten darauf aufpassen, weil gerade neu gepflanzt wurde. Ich kann aber auch nicht sagen, warum da so ein Theater gemacht wurde. Ansonsten ist ein Karnevalsumzug natürlich für jede Region etwas ganz Besonderes.

Wer hat denn das größere Hindernis für den Berliner Karnevalsumzug dargestellt: Die Behörden mit ihren Beschränkungen oder die Berliner, die missmutig am Straßenrand standen, sich nicht verkleideten und nur ein paar Kamelle zusammenraffen wollten?

Das Hindernis sind die Behörden. Überall sonst gibt es Ausnahmeregelungen für Karnevalsumzüge, dass sie lauter sein dürfen als 70 oder 75 Dezibel, nur in Berlin ist das nicht so. Die Regierenden zur Zeit sind eben nicht für den Karneval. In Köln wäre das undenkbar, dass man die Lautstärke beim Karneval einpegelt. Ohne laute Musik entsteht keine Stimmung und ohne die Stimmung, sind die Sponsoren und das Fernsehen nicht interessiert.

Der Christopher Street Day wird dagegen als „kulturell bedeutsam“ eingestuft und bekommt Ausnahmeregelungen. Empfinden Sie das als ungerecht?

Natürlich ist das ungerecht. Hier wird mit zweierlei Maß gemessen, wobei der Christopher Street Day ja nur eine Randgruppe bedient und der Karneval für die breite Bevölkerung ist. In Berlin kann ist es doch auch eher eine Minderheit, die Karneval feiern will. Bei unserem ersten Umzug im Jahr 2000 waren 250.000 Menschen auf den Straßen, die uns zugejubelt haben. In unserer Hochzeit hatten wir dann fast 1,2 Millionen Menschen. Das sind doch Werte! Sicher ist Berlin keine Hochburg des Karnevals, aber die Berliner können genauso feiern wie die Rheinländer und sind genau so ein lustiges Völkchen. Das kann ich Ihnen als Rheinländer, der seit 40 Jahren in Berlin lebt, sagen.

Für viele Berliner ist doch aber das Pfannkuchenessen am 11.11. der karnevalistischen Höhepunkt; dementsprechend war doch dann auch die Stimmung beim Umzug nie mit der in Köln zu vergleichen.

Logischerweise ist das hier anders. Die Kölner haben einhundert Jahre gebraucht, um das zu machen, was sie jetzt machen und wir haben das innerhalb von zehn Jahren versucht. Es ist Quatsch, dass man nur im Rheinland Karneval feiern kann. In Mainz oder München wird auch gefeiert.

Haben sie Verständnis dafür, wenn Nörgler ihren Berliner Karneval als überflüssige Kulturrevolution bezeichnen?

Nein! Die haben keine Ahnung.

Vielleicht gibt es aber doch historische Gründe für die Zurückhaltung: Der preußische König Friedrich Wilhelm III. soll seinen Untertanen das Verkleiden untersagt haben, weil er fürchtete, dahinter könnten Verschwörungen gedeihen.

Das ist mir unbekannt. Ich weiß, dass der Karnevalsbrauch auch von den alten Preußen stammt. Die Karnevalsuniformen waren ursprünglich eine Persiflage auf den Militarismus zu Zeiten des Alten Fritz.

Was sind Ihre Pläne für den Karneval?

Nach 20 Jahren Präsidentschaft im Festkomitte Berliner Karneval sollte das Amt als Karnevalsprinz noch mal ein Höhepunkt sein. Jetzt bin ich der Prinz, nur haben wir keinen Umzug mehr. Bekannte von mir aus Aachen haben das mitbekommen und mir für den Rosenmontagszug einen Wagen zur Verfügung gestellt. Da fahre ich mit meinem kompletten Hofstaat mit.

Dann wünsche ich noch einen fröhlichen Karneval.

Danke, danke.

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