Musik aus dem Weltraum: So klingt das All

Domenico Vicinanza komponiert anhand von Messdaten der Voyager Raumsonden ein Musikstück. Der Physiker macht so damit die Stille des Weltalls hörbar.

Wie der Mars wohl klingt? Die hier zu sehende Raumsonde Phoenix sucht seit 2008 nach Lebensspuren auf dem Mars – nicht nach Klängen. Bild: dpa

Der Weltraum ist ein schalltoter Raum. Ein Ort, dessen Stille in der irdischen Vorstellung genauso unheimlich wie faszinierend ist. Doch Stille ist nicht einfach nur die Abwesenheit von Klang, sondern auch die Abwesenheit von absichtlich erzeugtem Klang. Zu dieser Schlussfolgerung kam einst der Komponist John Cage, als er in einem schalltoten Raum das Fließen des eigenen Blutes hören konnte.

Doch wie klingt der abwesende Klang im Weltraum? Domenico Vicinanza, Manager am Géant-Institut im britischen Cambridge, dem größten pan-europäischen Datennetzwerk für europäische Forschung, hat jetzt einen Weg gefunden, die kosmische Hintergrundstrahlung, also die umher schwebenden elektromagnetischen Teilchen im Weltraum hörbar zu machen.

Der ausgebildete Musiker und promovierte Physiker wertete dafür rund 320.000 Daten aus, die über einen Zeitraum von 36 Jahren auf den Flügen der beiden Voyager-Sonden gewonnen wurden. Die von den Plasmawellen-Detektoren aufgezeichneten Daten konvertierte Vicinanza dann in Klangfragmente mit unterschiedlichen Längen und Frequenzbereichen. Anschließend ordnete er ihnen bestimmte Töne zu.

Mit der „Voyager 1 & 2 spacecraft duet“ betitelten Komposition möchte Vicinanza vor allem eine Lücke schließen: „Ich wollte ein musikalisches Stück komponieren, das Voyager 1 und 2 beinhaltet, also verwendete ich die Messungen (die Protonenzählungen aus den letzten 36 Jahren) beider Raumsonden.“

15 Milliarden Kilometer von daheim

Voyager 1 verlies erstmals 1977 den Orbit, um die Planeten Jupiter, Saturn, Neptune, und Uranus zu untersuchen. Mittlerweile sind beide Sonden jeweils in unterschiedlichen Richtungen 15 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt.

Das musikalische Endprodukt klingt dann jedoch weit weniger interessant als die Entstehungsgeschichte. Wer etwa futuristisch verschrobene Beatentwürfe à la Ras G oder an Krautrock geübte Synthesizerjams erwartet, wird enttäuscht sein – während sich Verfechter der musikalischen Hochkultur freuen können: Das mit Klavier und Streicher instrumentierte Werk klingt ermüdend spätromantisch.

Im Zeitalter des Samplings dürfte es jedoch nicht lange dauern, bis sich experimentierfreudigere Soundkünstler den fremdartigen Daten annehmen. Denn an diesen sollte es in Zukunft nicht mangeln. Voyager 1 und 2 sind zwar stillgelegt, senden aber dennoch weiterhin unbeirrt Informationen an die Erde.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.