Springer übernimmt N24: Geld ist ja genug da

Springer treibt mit der Übernahme von N24 den Umbau seiner Medienmarken weiter voran – weg vom bedruckten Papier hin zu digitalen Inhalten.

Diese Schreibtische gehören bald zu Springer: N24-Newsroom in Berlin. Bild: dpa

Manchmal steckt in einer kleinen Meldung nur die halbe Nachricht – und manchmal sogar noch weniger. Als Der Spiegel am Samstag vorab verkündete, dass der frühere Chefredakteur des eigenen Blatts, Stefan Aust, bald Herausgeber von Springers Welt würde, war darin nur ein Bruchteil der wirklich großen Neuigkeit enthalten. Die verkündete die Welt höchstselbst am Montag: Nicht nur Aust, sondern dessen ganzer Nachrichtensender N24 wird demnächst zu Axel Springer übersiedeln – Kaufpreis geheim.

Die Fernsehnachrichtenmacher sollen mit den Textnachrichtenmachern der Welt zusammengeführt werden. „Ziel ist es, das führende multimediale Nachrichtenunternehmen für Qualitätsjournalismus zu werden“, heißt es in Springer-typischer Zurückhaltung. Die 300 Mitarbeiter von N24 sollen darüber hinaus alle Marken des Hauses (u. a. Bild, B.Z.) mit Videoinhalten beliefern.

Deren Chef, Aust, wird ab 1. Januar tatsächlich Herausgeber des neuen Zusammenschlusses. Inhaltlich verantwortlich sollen Welt-Chefredakteur Jan-Eric Peters (für die verschiedenen Welt-Blätter und alle Onlineangebote) sowie N24-Chefredakteur Arne Teetz (für alle Bewegtbilder) sein. Das Kartellamt muss dem Deal noch zustimmen. Das haute beim Thema ’Springer kauft Fernsehen‘ schon mal dazwischen.

2006 wollte der Verlag die gesamte ProSiebenSat.1 AG übernehmen. Nicht nur das Kartellamt, sondern auch die Kommission für die Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) verhinderten damals die Fusion, weil sie zu einer „vorherrschenden Meinungsmacht“ geführt hätte. Springer ließ von seinen Plänen ab, prozessierte aber gegen beide Entscheidungen – und bekam im vergangenen Jahr mit seiner Klage gegen die KEK-Entscheidung sogar recht. Die Kommission hatte schlicht zu eigenmächtig gehandelt.

ProSieben-Nachrichten auch unter neuem Dach

Das dürfte Springer-Chef Mathias Döpfner darin bestärkt haben, es doch noch einmal mit Fernsehen zu versuchen. Geld ist durch den erst kürzlich vom Bundeskartellamt genehmigten Verkauf von Anzeigenblättern, Tageszeitungen und Frauenzeitschriften an die Funke-Gruppe schließlich genug vorhanden.

So verleibt sich Springer auf Umwegen doch noch einen Teil des damaligen ProSiebenSat.1-Kuchens ein. Erst 2010 stieß der Privatsenderkonzern seinen Nachrichtenkanal N24 an das Konsortium um Stefan Aust ab. N24 belieferte aber weiterhin die Sender ProSieben, Sat.1 und Kabeleins mit Nachrichten – und macht dies bis heute. Außerdem produziert eine Tochterfirma das „Sat.1 Frühstücksfernsehen“. Alle Lieferungen sollen wohl auch unter dem neuen Dach der Welt weitergehen. Schließlich hat ProSiebenSat.1 den Vertrag mit N24 gerade erst verlängert. Das sichere Arbeitsplätze bis 2019, beruhigte Geschäftsführer Torsten Rossmann auf einer Betriebsversammlung am Montagmorgen die Mitarbeiter.

Springer treibt mit der Übernahme den Umbau seiner Medienmarken weiter voran – weg vom bedruckten Papier hin zu digitalen Inhalten. Und endlich kann Springer darauf verweisen, in diesen Umbau auch wirklich zu investieren. Schließlich kündigt Döpfner jedes Quartal wieder an, Geld „insbesondere ins digitale Journalismusgeschäft“ stecken zu wollen. Bisher wurden allerdings hauptsächlich Rubrikenportale gekauft. Nun wurden auch Inhalte und Know-how geordert. Solch eine Bewegtbildkompetenz wie Springer hat kein anderer Zeitungsverlag hierzulande.

Ob durch den Zukauf des Kriegsgeräte- und Explosionsdokumentationssenders N24 allerdings wirklich „die redaktionelle Qualität der Titel“ gestärkt wird, wie Döpfner es postulierte, ist dabei fraglich. Eine Erweiterung des Rezipientenkreises ist Springer durch die Übernahme immerhin garantiert. Schließlich empfangen neun von zehn Haushalten in Deutschland N24, das auf ein Prozent Marktanteil kommt.

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