Kolumne Liebeserklärung: Zeit, sich zu revanchieren

Sie helfen uns, wo sie nur können, die Griechen! Da ist es doch nur fair, dass unsere Polizei den Knüppel auspackt. Jámas!

Nicht nur für leckere Oliven können wir den Griechen dankbar sein. Bild: dpa

Ach, was haben wir den Griechen nicht alles zu verdanken: leckere Oliven, laue Sommernächte und, nicht zu vergessen, die Demokratie.

Wenn also die Selbsthilfegruppe der Welt-Online-Kommentatoren unter dem putzigen Namen „Alternative für Deutschland“ nun die Bundestagswahl zur „Volksabstimmung“ über den Euro und die Hilfen für Griechenland umdeutet, handelt es sich dabei genau genommen um das Ergebnis griechischer Hilfspakete für Deutschland.

Auch heute noch hilft uns Griechenland, etwa beim Gucken. „Wahlplakate, die wir gerne sehen wollen“ druckte die Bild-Zeitung gestern: „Keinen Cent mehr für Griechenland. So bleibt Deutschland stark“ (CDU), „Keine neuen Griechen-Milliarden“ (SPD) oder „Der Jürgen und die Katrin geben nichts mehr für Griechenland. Und Du?“ (Die Grünen).

Womit Griechenland uns auch zeigt, wohin der Kurs beim Spiegel so geht, wenn Nikolaus Blome, einer der Hauptverantwortlichen der Pleitegriechen-Kampagne, nun von Bild als Redaktionsvize zum Sturmgeschütz der Demokratie wechselt. Na dann: Jámas!

Die Demokratie hat ein Nachwuchsproblem. Heißt es. Dabei gibt es sie: Junge Menschen, die in eine Partei eintreten. Die sonntaz hat sechs von ihnen begleitet – bis zu ihrem ersten Wahlkampf. Die Titelgeschichte „Wer macht denn sowas?“ lesen Sie in der taz.am wochenende vom 24./25. August 2013. Darin außerdem: Ein Gespräch mit der Ethnologin Yasmine Musharbash über Monster, und ein Porträt über Wolfgang Neskovic, der einst aus der Linksfraktion ausbrach. Außerdem der sonntaz-Streit zur Frage: Braucht Deutschland Coffeeshops? Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.

Da können wir uns ruhig mal revanchieren und eine Polizeihundertschaft mit Knüppeln und Pfefferspray in den Schalke-Fanblock schicken, um ein Transparent mit einem in Griechenland nicht gern gesehenen Symbol Mazedoniens einzuholen.

Wer weiß, vielleicht macht das ja Schule. Wenn die Polizei demnächst alle lästigen nationalistischen Erzeugnisse von Schwarz-Rot-Gold-Wimpeln am Auto bis zu Bild und Spiegel am Kiosk einkassiert, dann haben wir einen weiteren guten Grund, uns in Liebe vor den Griechen zu verneigen.

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Heiko Werning ist Reptilienforscher aus Berufung, Froschbeschützer aus Notwendigkeit, Schriftsteller aus Gründen und Liedermacher aus Leidenschaft. Er studierte Technischen Umweltschutz und Geographie an der TU Berlin. Er tritt sonntags bei der Berliner „Reformbühne Heim & Welt“ und donnerstags bei den Weddinger „Brauseboys“ auf und schreibt regelmäßig für Taz und Titanic. Letzte Buchveröffentlichung: „Vom Wedding verweht“ (Edition Tiamat).

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