Rücktritt von Matthias Platzeck: Der farblose Nachfolger

Nach langem Gemunkel ist Brandenburgs Regierungschef doch zurückgetreten. Sein Nachfolger, Dietmar Woidke, muss sich jetzt beweisen.

Brandenburgs Innenminister Woidke wird nun Ministerpräsident. Bild: dpa

BERLIN taz | Noch im Juni war Dietmar Woidke (SPD) auf den Deichen unterwegs. Brandenburgs Innenminister lobte Bundeswehrsoldaten für ihren Einsatz gegen die Elbeflut und drohte Hochwassertouristen mit der Polizei. Zum Deichgrafen hatte den 51-Jährigen niemand gekürt.

Wenn Woidke Ende August die Nachfolge von Matthias Platzeck als brandenburgischer Ministerpräsident antritt, sind die Fußstapfen, in die er tritt, also groß, vielleicht zu groß. Platzeck hatte seine politische Karriere ebenfalls in Gummistiefeln begonnen – bei der Oderflut 1997. Schnell wurde er zum Deichgrafen und Politiker mit Herz.

Woidke dagegen gilt als farblos. Sein wichtigster Erfolg, sagen Parteifreunde, sei die Reform der Brandenburger Polizei gewesen. Da schwingt durchaus Respekt mit, aber Popularität geht anders.

Woidke, ein gebürtiger Lausitzer, studierte Landwirtschaft und kam erst 1993, also vier Jahre nach der Gründung der Ost-SPD, in die Politik. 2004 holte ihn Matthias Platzeck ins Kabinett der rot-schwarzen Landesregierung, Woidke wurde Landwirtschaftsminister.

Platzecks Parteisoldat

Als Platzeck 2009 die große Koalition beendete und sich für Rot-Rot entschied, ging Woidke leer aus. Er musste als Fraktionsvorsitzender fortan die Mehrheiten sichern. Für Platzeck war Woidke keiner auf Augenhöhe, sondern ein Parteisoldat, den er auf dem Schachbrett hin- und herschob.

Erst als Platzecks Vertrauter Rainer Speer wegen einer Immobilienaffäre 2010 als Innenminister abtreten musste, rückte Woidke wieder ins Kabinett. Von einer möglichen Nachfolge für das Amt des Ministerpräsidenten war damals keine Rede.

Im Gegenteil. Matthias Platzeck hatte jede Diskussion um seine Nachfolge unterbunden. Alleine er, der Landesvater, sollte im Rampenlicht stehen.

Ungewisse Zukunft von Rot-Rot

Es wird also schwer werden für den bekennenden Braunkohlefan Woidke, bis zur Landtagswahl 2014 einen Bonus aufzubauen. Bislang kennen ihn nur 46 Prozent der Brandenburger.

SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier oder Mecklenburg-Vorpommerns Sozialministerin Manuela Schwesig wären sicher bessere Zugpferde gewesen. Beide waren nach Platzecks Schlaganfall im Juni ebenfalls als Kandidaten gehandelt worden.

Aber auch hinter der Zukunft für die rot-rote Koalition stehen einige Fragezeichen. „Matthias Platzeck war der Garant dafür, dass Rot-Rot erfolgreich die Wahlperiode beendet“, sagt ein führender Vertreter der Linken. „Bei Woidke muss man erst noch abwarten.“

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