Mischzeitung "niiu" pausiert bis Sommer: Die gescheiterte Quellenvielfalt

"Deutschlands erste individualisierbare Tageszeitung" muss Pause machen - zu wenig Abonnenten. "Niiu" verfolgte eine innovative Idee, will aber noch nicht aufgeben.

Von allem ein bisschen: Mit "niiu" konnte man sich Artikel aus verschiedenen Zeitungen zusammenstellen. Bild: ap

BERLIN taz | Eine Portion Tagesspiegel, eine Prise Feuilleton Frankfurter Rundschau, ein Schuss Handelsblatt und den Sportteil der Berliner Morgenpost. Für die Internationalen zusätzlich noch ein bisschen New York Times, angereichert wird das Ganze mit dem aktuellsten Eintrag des eigenen Lieblingsblogs. Auch die Wettervorhersage muss nicht außen vor bleiben und selbst Sudoku-Liebhaber können auf ihre Kosten kommen. Das ganze Paket jeden Morgen bis acht Uhr im eigenen Briefkasten – mit einem selbst gewählten Titel, versteht sich.

Wer das alles in Anspruch nehmen wollte, konnte sich bisher vertrauensvoll an die niiu wenden, "Deutschlands erste individualisierbare Tageszeitung", wie sie sich nannte. Nun ist das innovative Projekt jedoch vorerst auf Eis gelegt, am Dienstag kündigten die Betreiber eine Pause bis zum Sommer an: Zu wenig Abonnenten.

Die ersten Ausgaben erschienen am 16. November 2009, Interessierte konnten sich seitdem Artikel aus 18 regionalen, nationalen und internationalen Tageszeitungen sowie über 600 Internet-Angeboten zusammenklauben und auf 24 Seiten in Form von Eins-zu-eins-Abdrucken bündeln lassen. Auch die taz war Kooperationspartner.

Wer in Berlin wohnte, bekam die persönliche Zusammenstellung jeden Morgen nach Hause geliefert, für alle anderen gab es das E-Paper. Wie sich jetzt zeigte, konnte sich das von zwei Berliner Studenten realisierte Konzept jedoch trotz der reizvollen Möglichkeiten und des moderaten Preises von 1,80 Euro nicht durchsetzen. Auf der Website des Angebots heißt es nur lapidar: "Nach über einem Jahr haben wir uns entschlossen die Produktion von niiu vorerst einzustellen. Spätestens zum Sommer wird niiu in neuer Form verfügbar sein."

Nach Informationen von meedia.de haben sich die Betreiber in einer Mail an ihre Abonnenten erklärt. Man habe es bisher nicht geschafft, kostendeckend zu operieren: Dazu seien 5000 Abonnenten nötig, die trotz des anhaltenden Engagements des Teams nicht erreicht wurden.

Die Pause solle nun genutzt werden, um das Geschäftsmodell weiter auszuarbeiten und einen "finanzkräftigen Partner" zu finden – dann wolle man wiederkommen. Allem Anschein nach jedoch mit deutlichen Änderungen im Gepäck. Vor allem, so meedia.de, werde niiu sich in Zukunft auf das sogenannte B2B-Geschäft (Business to Business) konzentrieren, sich also vermehrt Firmen anbieten.

Insbesondere auf den speziellen Bedarf von Gastronomie und Hotels zugeschnittene Zeitungen scheinen im Gespräch zu sein. Auch Geräte wie das iPad wolle man zukünftig für den Vertrieb nutzen. In Form einer Zeitung zum Anfassen werden Privatpersonen jedoch vorerst nicht mehr in den Genuss der ungewöhnlichen Quellenvielfalt kommen.

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