NPD will sich mit braunem Volksfest finanziell sanieren

RECHTSEXTREME NPD-Festival soll Bindung zu „Freien Kameraden“ festigen – und die klamme Kasse füllen

Die Veranstaltung könnte eine der größten der rechtsextremen Szene in diesem Jahr werden

HAMBURG taz | „Einfach“ und „zweckmäßig“: So preist eine Frau auf einer Reisewebsite das idyllische „Niederschlesische Feriendorf“ am Quitzdorfer Stausee bei Niesky. „Für Irritation“ sorgte bei der Urlauberin allerdings ein Kalender in ihrem Bungalow mit Städten, „in denen mal Deutsch gesprochen“ wurde. „Gefährliches Gedankengut“ meint sie und hofft, dass „dies nicht von der Leitung beabsichtigt war“. Die Hoffnung trügt, denn die Besitzer stehen der rechten Szene nahe.

Am kommenden Samstag richtet dort in Ostsachsen die NPD ihr „Deutsche Stimme Pressefest“ aus. Die Veranstaltung könnte eine der größten der rechtsextremen Szene in diesem Jahr werden. Über 6.000 Gäste waren zum letzten „Pressefest“ im Jahr 2006 gekommen. Die NPD erhofft sich durch das braune Volksfest zweierlei: Mit Auftritten von unter gewaltbereiten Rechtsextremisten beliebten Bands soll die Anbindung an die sogenannten Freien Kameradschaften und die subkulturelle Neonaziszene vertieft werden. Und mit dem Eintrittsgeld von 20 Euro pro Person soll die Kasse der finanziell angeschlagenen Partei aufgebessert werden.

Viele aus der rechtsextremen Szene dürften den Weg in das sächsische Feriendorf schon kennen. Bereits öfter haben auf dem Grundstück von Helge und Änne Redeker rechtsextreme Veranstaltungen stattgefunden. Im Juni veranstalte die NPD-Jugendorganisation „Junge Nationaldemokraten“ (JN) mit rund 600 Gästen dort ihren „Sachsentag“. Schon vor acht Jahren soll der Verfassungsschutz die Gemeinde vor den „rechtsextremen Aktivitäten“ gewarnt haben. Hinweise, die nicht verhinderten, dass die Redekers weitere Grundstücke am See erwarben. Die Nutzungsmöglichkeiten für die Szene dürften wegen möglicher Gewinne und nahestehender Gesinnung gegeben sein. Helge Redeker, der Zollbeamter ist, kandidierte für die rechtskonservative „Deutsche Soziale Union“ und wirkte bei dem Projekt „Deutsche Schule Trakehnen“ mit – eine Initiative eines rechtsextremen Verlegers, um Russlanddeutsche bei Kaliningrad anzusiedeln.

Seit Monaten bewirbt die NPD das „Pressefest“ in ihrer Monatszeitung Deutsche Stimme. Aus einzelnen Bundesländern fahren Busse zu dem Fest mit Rechtsrock, Reden, Bastelecke, Verkaufs- und Infoständen. Groß angekündigt sind die in der militanten Szene beliebten Bands „Sleipnir“, „Sturmwehr“, „Brutal Attack“ und der „nationale Barde“ Frank Rennicke. „Gerade ‚Brutal Attack‘ wird jene Rechten anziehen, die sich schon lange in der Szene sind“, sagt Martin Langebach, Rechtsextremismusexperte an der Uni Düsseldorf.

Der klammen NPD bringen Veranstaltungen wie diese aber auch Finanzmittel. „Mit dem Event soll nicht zuletzt auch Geld verdient werden, um die Kassen für Wahlkämpfe aufzufüllen“, sagt Kerstin Köditz von der sächsischen Linksfraktion. Der Rechenschaftsbericht für die Bundestagsverwaltung belegt, dass 2007 die Partei 132.826,10 Euro Einnahmen durch „Veranstaltungen, Vertrieb von Druckschriften und Veröffentlichungen“ auswies. „Wie wichtig der NPD diese Veranstaltung auch für die Festigung der eigenen Reihen ist“, so Köditz, offenbare auch die Ortswahl „weitab von möglichen Protestierenden“. ANDREAS SPEIT