Zehn Jahr Bologna: Bachelor immer einfacher

Zehn Jahre nach dem Bologna-Beschluss ist den Kultusministern aufgefallen, dass man ein Studium auch studieren können muss. Nun folgt eine Überprüfung der Bachelor-Studiengänge.

Protest gegen die Bachelor-Studiengänge. Bild: dpa

BERLIN taz | Die seligmachende Formel ist für Otto Normalverbraucher nicht ganz einfach zu verstehen. "Jedes Modul schließt in der Regel mit einer das gesamte Modul umfassenden Prüfung ab." Bachelorstudenten wissen, was das bedeutet: Anstatt drei oder vier Prüfungen pro Wissensgebiet soll es künftig nur noch eine geben dürfen. Das würde das stark verschulte Bachelor-Studium erleichtern.

So hat es der Akkreditierungsrat am Dienstag beschlossen, auch das ein Gremium, das normalen Menschen wenig sagt, für neue Bachelor-Studiengänge aber das maßgebliche ist. Der Akkreditierungsrat definiert, wie ein Bachelor-Studium auszusehen hat – und er prüft jeden neuen Studiengang vor dessen Zulassung.

Mit diesem Beschluss haben Kultusminister und Hochschulrektoren eine erste substanzielle Reaktion auf die wochenlangen Bildungsstreiks an den Hochschulen gezeigt. Der von ihnen eingesetzte Akkreditierungsrat beschloss laut einer Tischvorlage, die der taz vorliegt, das Thema Studierbarkeit erstmals zu einem eigenständigen Kriterium für die Zulassung von Studiengängen zu machen. Und er reduzierte die Zahl der Prüfungen.

Was der Akkreditierungsrat genau beschloss, ist nicht bekannt. Der Rat, der über zehn Akkreditierungsagenturen und tausende Studiengänge befiehlt, hat keinen eigenen Pressesprecher. Eine offizielle Information soll der Öffentlichkeit am 17. Dezember vorgestellt werden.

Ob die Beschlüsse des Hochschul-TÜVs die Bachelor-Krise wirklich beseitigen werden, stellen Professoren und Studenten infrage. Der Philosophieprofessor Julian Nida-Rümelin bezeichnete den Akkreditierungsrat als verfassungswidrig. Der Präsident des Hochschulverbandes Bernhard Kempen empfahl seinen Professorenkollegen in Spiegel online, "dass sie ihre Arbeit im Akkreditierungsrat und in den -agenturen niederlegen".

Tatsächlich dürften sich die praktischen Auswirkungen der Beschlüsse für die jetzigen Studenten in Grenzen halten – für sie wird es keine Prüfung und keinen Schein weniger geben. Sie müssen warten, bis ihr Studiengang zur sogenannten Reakkreditierung angemeldet wird, also der Zweitbegutachtung. Die große Welle der Neuprüfung beginnt gerade.

Der Freie Zusammenschluss der Studierendenschaften sagte, der Beschluss des Akkreditierungsrates könne nur ein erster Schritt sein, den Bachelor-Studiengang zu verbessern. Thomas Warnau vom fzs sagte der taz, die Studenten hätten bislang nichts von den Studienerleichterungen. "Wir fordern die Hochschulen auf, die Prüfungslast für die jetzigen Bachelorstudenten zu mindern, wenn der zuständige Rat dies für künftige Studiengänge tun will."

Inwieweit die Studierenden sich von den Geheimbeschlüssen des Akkreditierungsrates beeindrucken lassen, wird man am Donnerstag sehen. Dann treffen sich die Kultusminister zu einer Sitzung in Bonn. Tausende Studenten und Schüler haben sich zu Protesten angekündigt.

Die Präsidentin der Rektorenkonferenz reagiert auf ihre Weise auf die geplanten Proteste. "Die Studierenden sollten die Trillerpfeifen weglegen und sich jetzt konstruktiv an der Entwicklung beteiligen", appellierte Margret Wintermantel mit Blick auf die bundesweite Demonstration. Wintermantel sagte allerdings nichts, ob die Hochschulen die Zahl der Bachelor-Prüfungen senken werden. Auch sie kannte den Beschluss ihres eigenen Akkreditierungsrates noch nicht.

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