Präsidentschaftswahl in Afrika: Gabuns Familiendynastie

Nach dem Tod von Langzeitherrscher Omar Bongo in Afrikas reichstem Land will sich sein Sohn Ali an diesem Sonntag zum Nachfolger wählen lassen - und ihm sind dabei fast alle Mittel recht.

Ali Bongo gehört zu der kleinen Elite, die sich Gabuns Reichtum teilt. Bild: ap

BERLIN taz | Auf Afrikas reichstes Land kommen unruhige Zeiten zu. Das ölreiche Gabun an der zentralafrikanischen Atlantikküste galt lange als Hort der Stabilität, aber mit der Präsidentschaftswahl am Sonntag geht das vorbei. Gabuns Langzeitherrscher Omar Bongo - nach der britischen Queen dienstältester Staatschef der Welt - starb nach 42 Jahren an der Macht am 8. Juni im Alter von 73 Jahren in einem spanischen Krankenhaus, ohne seine Nachfolge zu regeln.

Nun schickt sich sein Sohn und bisheriger Verteidigungsminister Ali Bongo an, zum Präsidenten gewählt zu werden. Aber während Omar Bongo als Personifizierung der alten Klientelbeziehungen zwischen Frankreich und seinen ehemaligen afrikanischen Kolonien immerhin so etwas wie Pariser Weltläufigkeit ausstrahlte, sagt man seinem Sohn Ali eher die plump-brutale Aura nigerianischer Militärdiktatoren nach.

Daran, daß Ali Bongo den Durchmarsch schafft, zweifelt in Gabun kaum jemand. Er war schon in den letzten Jahren seines Vaters der starke Mann des Bongo-Regimes. Aber die lange allmächtige Familie Bongo ist sich über ihn nicht einig, und auch die seit der Unabhängigkeit regierende Bongo-Partei PDG (Gabunische Demokratische Partei) geriet darüber an den Rand der Spaltung.

So manche regimetreue Gabuner, die ihr friedliches Land für ein Vorbild für Afrika halten, finden die sich abzeichenende dynastische Nachfolge irgendwie unfein. Und sie haben das finstere Vorbild von Togo vor Augen: Dort starb 2005 Langzeitherrscher Gnassingbé Eyadema, sein Sohn Faure Gnassingbe intronisierte sich selbst als Nachfolger und organisierte umstrittene Wahlen, die zu blutigen Unruhen mit über 700 Toten führten.

So weit dürfte es in Gabun nicht kommen, denn die Allmacht der Regierungspartei ist intakt. Mit nur 1,5 Millionen Einwohnern ist Gabuns Politik familiär geprägt, jeder kennt jeden. Die winzige Elite, die sich die Einnahmen aus dem Export von Öl, Tropenholz und Metallen teilt, macht die Staatsgeschäfte unter sich aus. Mal zieht sie an einem Strang, mal streitet sie sich, aber das Volk bleibt Zuschauer.

Gabun hat aufgrund seines Ölreichtums das höchste Prokopfeinkommen Afrikas mit 14.000 Dollar jährlich, aber 80 Prozent der Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze, soziale Dienste sind kaum existent. Das Geld ermöglicht es den Regierenden aber, jederzeit Ruhe im Land zu erkaufen. Auf dieses bewährte Rezept Omar Bongos wird auch Sohn Ali zurückgreifen müssen.

Dass er in einer seiner Wahlkundgebungen seine Gegner "Verräter und Lügner" nannte, war allerdings ein Signal, dass ihm das nötige Geschick derzeit noch abgeht. Chancen gegen Ali Bongo hat die Opposition vor allem deshalb nicht, weil in Gabun keine Stichwahl vorgesehen ist. Es siegt derjenige, der im ersten Wahlgang vorne liegt. Keinem der 22 Gegenkandidaten Ali Bongos dürfte das auf Anhieb gelingen.

Mangels reeller Chancen greift die zersplitterte Opposition zum Stunt-Wahlkampf. So hofft der aus dem US-Exil zurückgekehrte Bernard Oyama, dass die Gabuner ihn mit Barack Obama verwechseln. Größere Chancen dafür müsste eigentlich André Mba Obame haben, der ehemalige Innenminister, der aus Protest gegen die Kandidatur Ali Bongos die PDG verließ. Er fiel bei einer Kundgebung auf die Knie und entschuldigte sich tränenreich für die Verbrechen der PDG-Herrschaft. Ein Kandidat ist sogar seit zwei Wochen im Hungerstreik, um eine Wahlverschiebung zu erreichen.

Denn über eines sind sich die Oppositionskandidaten einig: eine faire Wahl wird das am Sonntag nicht. Als bei den Kommunalwahlen 2008 723.000 Namen auf den Wählerlisten standen, gab es schon massiven Einspruch, und über 20.000 fiktive Wähler wurden schließlich gestrichen. Nun aber enthalten die Wahllisten 813.164 Namen. Die Regierung hat die Bürger aufgefordert,nach Stimmabgabe sofort nach Hause zu gehen und nicht etwa auf die Idee zu kommen, die Wahlen beobachten zu wollen.

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