UN-Sanktionen gegen Eritrea gefordert: Stellvertreterkrieg auf Somalias Boden

Die Afrikanische Union will Sanktionen gegen Eritrea verhängen, weil der Staat den Krieg der Islamisten in Somalia unterstützt. Doch die haben noch viel mehr ausländische Freunde.

Unterstützung aus Eritrea: Hizbul Islam-Kämpfer südlich von Mogadischu. Bild: reuters

BERLIN tazAm Horn von Afrika entwickelt sich eine regionale Konfrontation zwischen den auswärtigen Unterstützern der somalischen Kriegsparteien. Die Afrikanische Union (AU) rief am Wochenende zum ersten Mal in ihrer Geschichte zu UN-Sanktionen gegen eines ihrer Mitglieder auf: Eritrea, das als wichtigster Alliierter der somalischen Islamisten gilt. Zuvor hatte dies auch die Regionalorganisation der Staaten am Horn von Afrika (IGAD) getan. Beide Organisationen haben ihre Sitze in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba. Äthiopien und Eritrea sind tief verfeindet und nutzen das staatenlose Somalia als Bühne gegeneinander.

Der UN-Sicherheitsrat solle "Sanktionen gegen alle ausländischen Akteure innerhalb und außerhalb der Region verhängen, die bewaffnete Gruppen unterstützen, vor allem Eritrea", erklärte die AU am Freitagabend. In Reaktion rief Eritrea am Samstag seinen Botschafter bei der AU zurück. Präsident Isaias Afeworki geißelte in einer Rede zum eritreischen Unabhängigkeitstag am Sonntag ungenannte "Interessengruppen" in den USA, die "durch ihre Medien und Lobbyisten Lügen verbreiten".

In Somalia kontrollieren die islamistischen Milizen Shabaab und Hizbul Islam das südliche Drittel des Landes sowie große Teile der Hauptstadt Mogadischu. Dort hält sich die seit Anfang Februar amtierende Regierung von Präsident Ahmed Sharif nur mit Hälfte von knapp über 4.000 AU-Truppen aus Uganda und Burundi. In den letzten zwei Wochen haben Kämpfe mehrere hundert Tote gefordert und zehntausende Flüchtlinge produziert. Islamistische Führer bestätigen, dass Eritrea sie unterstützt, ohne zu sagen, wie. UN-Untersuchungskommissionen haben in der Vergangenheit über eritreische Waffenlieferungen berichtet. Außerdem soll Irans Revolutionsgarde einen Stützpunkt in Eritrea unterhalten.

Die britische Times berichtete zudem am Samstag unter Berufung auf US-Geheimdienstdokumente, es seien bis zu tausend ausländische Kämpfer in Somalia aktiv, darunter somalischstämmige Briten und US-Amerikaner. 290 von ihnen seien allein in den letzten zwei Wochen angekommen. Sie können militärische Kenntnisse weitergeben, über die die teils minderjährigen Milizionäre in Somalia nicht verfügen. Am Sonntag starben durch einen Selbstmordanschlag auf eine Militärbasis in Mogadischu mindestens zehn Menschen, darunter sechs Regierungssoldaten. Vizebürgermeister Abdifatah Shaweye sagte, der Attentäter sei "weißhäutig" gewesen. Selbstmordanschläge sind in Somalia nicht üblich.

Eritrea unterstützt Somalias Islamisten vor allem, weil Äthiopien die dortigen Regierungen unterstützt. Von Ende 2006 bis Anfang 2009 war Äthiopiens Armee dafür in Somalia stationiert; die neue Regierung Sharif kam bisher ohne diese Schützenhilfe aus und verließ sich auf die Hoffnung, ohne äthiopische Einmischung sei ein Friedensprozess leichter. Da die islamistische Gegenseite wiederum findet, ohne äthiopische Präsenz sei ein militärischer Sieg leichter, kommt aber kein Friedensprozess zustande.

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