Protest gegen energetische Sanierung: Merkel im Styroporkleid

Mit Parolen-Chor und Politikerfiguren demonstrieren Mieter vor dem Berliner Reichstag gegen Mietenspekulation.

Wärmedämmung auf die luftige Art Foto: dpa

Vor dem Reichstag herrscht am Dienstagvormittag das übliche Gedränge: Schulklassen, Japanerinnen mit großen Hüten, Eltern, die versuchen, gleichzeitig die Kinder und die Kuppel aufs Foto zu kriegen. Der Bildausschnitt ist freilich etwas anders als sonst. Mitten im Bild, vis-á-vis des Parlamentseingangs, haben sich etwa 50 Menschen hinter einem riesigen Banner versammelt. „Entmietungs-Zentrale Deutschland“ steht darauf. Aus einzeln hochgehaltenen Lettern formiert sich der Slogan „Dämmokratie macht Mieter platt!“.

Einige der Protestierenden tragen weiße T-Shirts mit der Aufschrift „Mieterprotest Schmargendorf“. Eine ältere Dame versucht einer Wienerin im Blumenkleid zu erklären, worum es geht: Ihre Wohnung ist eine von 94 in einer Dreißiger-Jahre-Siedlung, die von der Wohnungsbaugesellschaft Gagfah energetisch saniert werden soll. „Ich zahle bald 150 Euro mehr Miete und kriege dafür Schimmel!“ Es folgt ein Exkurs über pestizidbeschichtete Styroporplatten, die Gifte verströmen, und die Wienerin ist ebenfalls empört.

Viel interessiertes Publikum hat der Protest nicht. Dafür ist er medien- und touristentauglich aufbereitet: Zwei als Sigmar Gabriel (mit Heiligenschein) und Angela Merkel (im Styroporkleid) sorgen für großes Hallo. Hinter der Aktion steckt der Performance-Profi Kurt Jotter mit seinem „Büro für ungewöhnliche Maßnahmen“, das schon in den Neunzigern Politproteste organisierte. Jotter verliest einen offenen Brief an den Bundestag. Der Appell: Schlupflöcher für Mietenspekulation schließen. Am Schluss proben alle den anschwellenden Parolengesang: „Die ganze Politik ist schlecht, gibt den Mietern nicht ihr Recht.“

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.