Importe aus Griechenland: Waren kommen gut an

Griechenland liefert vor allem landwirtschaftliche Produkte nach Deutschland. Die Nachfrage steigt hierzulande.

Griechische Oliven.

Sehr beliebt: Oliven von der Halbinsel Peloponnes Foto: imago/Westend 61

BERLIN taz | Es gibt noch gute Nachrichten aus der griechischen Wirtschaft: Die Ölivenölproduktion brummt. Mit geschätzten 300.000 Tonnen liegt sie in diesem Jahr 50 Prozent über der des Vorjahres. „Die Nachfrage nach griechischen Ölivenöl ist sehr hoch“, sagt Tryfon Kolitsopoulos von der Deutsch-Hellenistischen Wirtschaftsvereinigung. Die Olivenernte in Italien und Spanien ist sehr schlecht ausgefallen, davon profitieren die Hersteller auf der anderen Seite des Mittelmeers.

Kolitsopoulos ist Unternehmensberater in Bonn und hilft griechischen Firmen, die Waren nach Deutschland ausführen. Das sind vor allem landwirtschaftliche Erzeugnisse, denn Industrieprodukte gibt es wenig. Zu den Ausnahmen gehören Aluminium und Sonnenkollektoren für Solarthermie. Der Anteil des Land-, Forst- und Fischsektors am griechischen Bruttoinlandsprodukt liegt bei unter 4 Prozent, selbst die Verdoppelung würde die wirtschaftlichen Problem nicht lösen.

„Aber diese Produkte sind für viele Menschen eine Möglichkeit, einen Ausweg aus der Krise zu finden“, sagt Kolitsopoulos. Junge Leute aus den Städten gründen Start-ups auf dem Land und versuchten, mit modernen Konzepten Abnehmer zu finden. In Deutschland gibt es immer mehr daran interessierte Konsumenten, sagt er. „Die Nachfrage nach griechischen Produkten in Deutschland steigt.“

Diese Erfahrung macht auch der Feinkosthersteller Dittmann. Seine griechischen Pfefferonen verkaufen sich weit besser als die türkischen. Im vergangenen Sommer hat das Unternehmen begonnen, einen Teil der griechische Peperoni in Plastikbeutelchen mit großem geografischen Hinweis zu verkaufen. „Wir produzieren in Griechenland und wollten darauf hinweisen“, sagt Marketingleiter Martin Schmidlin.

Bei Verbrauchern beliebt

Bei Verbrauchern kommt der geografische Hinweis gut an. Der Umsatz der griechischen Pfefferonen wächst mit 6,3 Prozent deutlich besser als der der türkischen, der nur um 2,8 Prozent zulegte.

Investieren: Vor Ort Geld ausgeben, das ist eine der direktesten Arten, um die Wirtschaft anzukurbeln. Vor allem, wenn man auf lokale Anbieter setzt.

Anreisende: Die Deutschen lieben Griechenland: 2014 kamen 2,5 Millionen, ein Besucherrekord trotz Krise und Merkel-Phobie. Der Tourismus war 2014 der einzige Wachstumsmotor mit 22 Millionen Urlaubern insgesamt.

Abreisende: Der Trend soll rückläufig sein, vor allem geschlossene Banken sind den Urlaubern suspekt.

Absicherung: Doch selbst eine Staatspleite hätte für Pauschaltouristen wenig Auswirkungen, denn Flüge und Hotels sind bereits in Euro abgerechnet. Der Bankenverband rät Touristen zu Giro- und Kreditkarten. Beide seien in Griechenland weiterhin akzeptiert. Und es sei sinnvoll, mehr Bargeld einzustecken.

In deutschen Supermärkten gibt es eine Reihe von griechischen Erzeugnissen. „Im Olivenölregal sind griechische Produkte gut vertreten“, sagt Unternehmensberater Kolitsopoulos. Viele Waren aus Hellas sind für Verbraucher gut zu identifizieren. Die EU vergibt die Siegel „geografisch geschützte Angabe“ und „geschützte Ursprungsbezeichnung“. Sie geben Verbrauchern die Sicherheit, dass Produkte auch wirklich aus der angegebenen Region stammen.

Griechenland verwendet rund 50 dieser Siegel, etwa für Kalamata-Oliven oder den „original griechischen Feta“. „Oft stellen kleine Unternehmen diese Produkte her, die regional verwurzelt sind“, sagt Kolitsopoulos. Die Produkte mit den Siegeln müssen komplett in Griechenland erzeugt und verpackt werden. Steht statt Siegel „nach griechischer Art“ auf der Ware, ist Skepsis angesagt. Griechischer Joghurt hat einen hohen Fettanteil, stammt aber in der Regel nicht aus Griechenland.

„Der Absatz ist stabil“

Für verarbeitete Produkte aus Griechenland wie gegrillte Auberginen, getrocknete Tomaten oder gefüllte Weinblätter gibt es diese Siegel nicht. Verbraucher müssen auf der Verpackung nach der Herkunftsbezeichnung suchen, was mitunter mühsam und nicht immer erfolgreich ist. Bei griechischen Wein steht die Herkunft auf dem Etikett, auch der Ursprung von Gemüse und Obst wird im Laden genannt.

Griechenland exportiert viele Kirschen, Orangen und Pfirsiche. Der Anisschnaps Ouzo wird nur in Griechenland hergestellt, sagt Kolitsopoulos. Neben Lebens- und Genussmitteln exportiert Griechenland Natur- und Pflanzenkosmetik, die in deutschen Drogerie- und Parfümeriemärkten erhältlich ist. „Auch hier sehen Verbraucher auf der Verpackung, dass die Produkte aus Griechenland kommen“, sagt er.

Lebensmittelimporte kaufen nicht nur Handelsketten, sondern auch griechische Restaurants. Davon gibt es in Deutschland rund 15.000, schätzt Importeur Vasilis Bolossis, der auf die griechische Gastronomie spezialisiert ist. Der Großhändler aus Nürnberg fürchtete, dass sich die extrem negative Griechenland-Berichterstattung in Deutschland auf das Geschäft seiner Kunden und damit auf seinen Umsatz auswirken würde. Aber das ist nicht geschehen. „Der Absatz ist stabil“, sagt Bolossis.

Zu schaffen machen den Ex- und Importeuren die Kapitalverkehrskontrollen, weil sie Überweisungen aus Griechenland verbieten. Die Händler haben Transportprobleme. „4.000 Euro kostet eine Fuhre nach Deutschland mit dem Lkw“, sagt Berater Kolitsopoulos. Das lohnt sich nur, wenn der Spediteur auch retour Ladung hat. Doch das ist immer seltener der Fall, weil Rechnungen nicht bezahlt werden können.

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