Belgische AKW: Ans Netz trotz tausender Risse

„Total unverantwortlich“: Umweltorganisationen schlagen wegen der Betriebsaufnahme von zwei Problemmeilern Alarm.

Hinter einem großen blau-weißen Firmenschild mit der Aufschrft Electrabel ist der Kühlturm eines Atomkraftwerks zu sehen

Betriebserlaubnis trotz vieler Risse in den Wänden: das belgische AKW Tihange Foto: dpa/Bruno Fahy

AMSTERDAM taz | Umweltorganisationen erheben schwere Vorwürfe gegen die belgische Agentur für Nuklear- Kontrolle (FANC): Die Behörde negiere mit ihrem Beschluss, zwei umstrittene Reaktoren wieder ans Netz zu lassen, die Sicherheit der Bevölkerung, heißt es in einer Erklärung von Greenpeace Belgien und des Bundes für eine bessere Lebensumgebung, der 150 ökologische Organisationen vertritt.

Die Erklärung bezieht sich auf die positive Beurteilung für die Reaktoren Doel 3 und Tihange 2, die seit 2012 mit Unterbrechungen außer Betrieb sind. Die Beurteilung kommt zu dem Schluss, „dass es keine Elemente mehr gibt, die einem Neustart der Reaktoren Doel 2 und Tihange 3 im Weg stehen“.

Beide Reaktoren waren 2012 wegen Tausender Risse in den Reaktorwänden vom Netz genommen worden. Von einer Unterbrechung abgesehen, standen sie seitdem still. Die Betreiberin Electrabel peilt einen Neustart am 15. Dezember an. Die Lizenzen gelten bis 2022 und 2023.

Erhebliches Sicherheitsproblem

„Total unverantwortlich“, nennt Jan Vande Putte, Greenpeace- Experte für Strahlungsschutz, den Schritt gegenüber der taz. Die Reaktoren dürften nicht wieder in Betrieb genommen werden, weil es weder über das Entstehen der Risse Klarheit gebe noch über deren mögliche Entwicklung. Zu Jahresbeginn hatten FANC und Electrabel bekannt gegeben, dass die insgesamt 15.000 Risse länger seien als zuvor angenommen. Laut Vande Putte stellen sie ein erhebliches Sicherheitsproblem dar, etwa bei thermischem Stress.

In ihrer Erklärung weisen die Umweltorganisationen auch auf das Risiko hin, dass die Risse in Zukunft größer werden. Darum rufen sie die belgische Regierung auf, sich „nicht hinter dem Beschluss der Agentur zu verbergen“.

Politisches Eingreifen unwahrscheinlich

Ein Sprecher der flämischen ökologischen Partei Groen sagte der taz, die Partei werde das Thema im Parlament auf die Tagesordnung bringen.

Die Mehrheitsverhältnisse im Mitte-rechts regierten Belgien legen ein politisches Eingreifen allerdings nicht unbedingt nahe. Parteien wie Groen und ihr frankofoner Counterpart Écolo sind in der Opposition. Den politischen Diskurs der letzten Jahre dominierten Haushaltsthemen sowie Konflikte zwischen Regierung und Gewerkschaften.

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