Unisextoiletten in Berliner Verwaltung: Vor dem Klo sind alle gleich

Die Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen hat die erste Unisextoilette in einer Berliner Landesverwaltung eingerichtet.

Ganz schlicht: Die Beschilderung der neuen Toiletten. Foto: dpa

Die Frage nach einem passenden Piktogramm hat die Senatsverwaltung erst mal verschoben. Kein Symbol, kein Icon, keine Röcke. Stattdessen steht „WC für alle Geschlechter“ ausgeschrieben auf dem Schild, das Staatssekretärin Barbara Loth am Dienstag an zwei Toiletten in der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen anbringt. Bisher gab es dort eine Damen- und eine Herrentoilette. Beide sind jetzt für alle offen.

Dafür brauchte es nur eine kleine Umwandlung: Die ehemalige Herrentoilette hat nun auch einen Mülleimer. Die Urinale dort sind geblieben, aber die Zwischentür vor dem eigentlichem Toilettenraum ist jetzt abschließbar. „Wir hatten viele Vorschläge für ein Piktogramm, aber die meisten waren wieder für sich diskriminierend“, sagt Loth, daher hätten sie eine bildliche Umsetzung verworfen. „WC versteht man auch international.“

Mit den „WC für alle Geschlechter“ will die Senatsverwaltung gegen Diskriminierung von trans- und intergeschlechtlichen Menschen vorgehen. „Das, was für uns selbstverständlich ist, ist für viele jeden Tag eine Tortur“, betont Loth. Trans- und intergeschlechtliche Menschen würden gerade auf Toiletten oft angegriffen, beschimpft oder rausgeworfen. „Ich rate es jedem, es mal selbst zu testen“, sagt Loth. „Wer als Frau auf eine Männertoilette geht, hat schnell Stress.“

Standard in öffentlichen Gebäuden

Die Senatsverwaltung hat damit die ersten Unisextoiletten in einer Berliner Hauptverwaltung eingerichtet. Die befinden sich zwar etwas versteckt im vierten Stock des Verwaltungsgebäudes in der Oranienstraße, es sollen aber nicht die einzigen bleiben. Im dritten Stock werden zwei weitere Toiletten umgewandelt, die Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales im selben Gebäude sei auch interessiert. „Es soll insgesamt für die Verwaltungen selbstverständlich werden, besonders natürlich bei Neubauten“, sagt Loth. Sie hofft, dass auch private Einrichtungen dem Beispiel folgen.

Nach einem Beschluss im Abgeordnetenhaus im Februar dieses Jahres prüft der Senat, in welchen öffentlichen Gebäuden Unisextoiletten eingerichtet und welche Toiletten umgewandelt werden können. In den Bezirken gibt es Unisextoiletten bereits in den Ämtern Friedrichshain-Kreuzberg und Mitte.

Um die Einführung gab es dort damals einige Aufregung. Dabei hat wahrscheinlich jeder schon mal eine Unisextoilette benutzt: In der Bahn, im Flugzeug, in den Citytoiletten und in kleineren Cafés und Restaurants gibt es meist nur eine Toilette für alle. Dies hat nicht nur für trans- und intergeschlechtliche Menschen Vorteile. Auch dem Vater einer zweijährigen Tochter oder dem Begleiter einer Alzheimerpatientin erleichtern Unisextoiletten den Alltag. Auf den Schildern könnte daher irgendwann auch „WC für alle“ stehen. Oder einfach nur WC.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.