Israel verbannt Roman aus Unterricht: Nicht koschere Liebe

Die Regierung hat einen Roman über ein israelisch-palästinensisches Paar im Schulunterricht verboten. Nun wollen Lehrer ihn erst recht lesen.

Mehrere Stapel Bücher

Das umstrittene Buch „Borderlife“ (Mitte) im Handel. Foto: ap

JERUSALEM taz | Die israelische Erfolgsautorin Dorit Rabinjan kann sich freuen. Innerhalb von 48 Stunden gingen Hunderte Ausgaben ihres umstrittenen Romans „Borderlife“ über den Verkaufstisch. Viermal so viele wie im gesamten Vormonat, so der Verlag Am Oved.

Der Dank des Verlagshauses gilt Israels Erziehungsministerium, das die israelisch-palästinensische Liebesgeschichte diese Woche von der Liste der Bücher strich, die an staatlichen Schulen gelesen werden. Offizieller Grund ist die Sorge um die „jüdische Identität“. Mischehen sind verpönt in weiten Teilen Israels. Das Verbot löste dennoch eine Welle des Protestes aus. Lehrer und Schuldirektoren kündigten an, jetzt erst recht Kurse einzurichten, in denen das Buch gelesen werden solle.

Diese jüngste Zensur fügt sich in eine Serie offizieller Maßnahmen zur Unterdrückung der Stimmen Andersdenkender ein. Dazu gehört der Entzug staatlicher Förderung für arabisch-israelische Theater genauso wie der Druck auf NGOs, die die Besatzung ablehnen.Erziehungsminister Naftali Bennett, Chef der Siedlerpartei „Das jüdische Haus“, arbeitet seit seinem Amtsantritt im Frühjahr mit großer Energie und Effizienz an der Veränderung des Lehrplans staatlicher Schulen. Mehr Zionismus ist sein Ziel, das er auch mittels Klassenfahrten ins besetzte Westjordanland voranzutreiben versucht.

Rabinjans Roman „Borderlife“ ist seit Mai 2014 auf dem Buchmarkt und erzählt die Geschichte der israelischen Übersetzerin Liat, die sich in New York in den palästinensischen Künstler Hilmi aus Ramallah verliebt. „Wer das Buch gelesen hat, wird bezeugen, dass es voller Patriotismus ist“, distanzierte sich die Schriftstellerin von der Kritik des Erziehungsministers.

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