Muslimischer Junge in Großbritannien: Schüler wegen Schreibfehlers verhört

Die britischen Antiterrorgesetze sehen vor, dass Lehrer verdächtiges Verhalten ihrer Schüler melden müssen. Dazu zählt offenbar schon ein Rechtschreibfehler.

Reihenhäuser mit beigem Klinker

Wer Reihenhaus nicht schreiben kann, ist ein Terrorist? Na klar, vor allem ein zehnjähriger Junge. Foto: imago/Photoshot/Construction Photography

LONDON afp | Weil er versehentlich über sein „terroristisches“ Wohnhaus statt über das Reihenhaus (“terraced house“) seiner Familie schrieb, ist ein zehnjähriger muslimischer Schüler im nordostenglischen Lancashire von der Polizei verhört worden. Wie der britische Sender BBC am Mittwoch berichtete, bekam der Junge bereits einen Tag nach seinem Schreibfehler im Englischunterricht zu Hause Besuch von Polizisten, die auch gleich den Familien-Computer untersuchten.

Seine Familie verlangt nun eine Entschuldigung von der Schule und der Polizei für den Vorfall, der sich nach ihren Angaben bereits am 7. Dezember ereignet hatte. „Es ist vorstellbar, dass so etwas einem 30-jährigen Mann passiert, aber nicht einem Kind“, sagte die Cousine des Jungen dem Sender.

Die einzige Sorge, die angemessen gewesen wäre, hätte die Rechtschreibkünste des Zehnjährigen betreffen sollen, sagte sie weiter. Der Junge traue sich nun nicht mehr, zu schreiben.

Seit vergangenem Juli verpflichten die britischen Antiterrorgesetze Lehrer, verdächtiges Verhalten ihrer Schüler den Behörden zu melden, um eine Radikalisierung zu verhindern. Nach Angaben des stellvertretenden Generalsekretärs der wichtigsten muslimischen Dachorganisation, Miqdaad Versi, hat es seitdem dutzende ähnlicher Fälle wie in Lancashire gegeben. Er äußerte sich besorgt über offensichtliche Auswüchse der Anordnung.

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