Selbstmordattentat in Pakistan: Anschlag auf Christen

Die Taliban bekennen sich zu der blutigen Tat in Lahore. Ziel seien Christen gewesen, die in einem Park Ostern gefeiert hatten. Mindestens 69 Menschen sterben.

Ein Mann mit einer Maske an einem Tatort

Forensiker untersuchen den Tatort in Lahore Foto: reuters

ISLAMABAD dpa/afp | Die pakistanischen Taliban haben sich zu dem blutigen Anschlag auf Christen in einem Park von Lahore bekannt. „Wir haben das Attentat von Lahore begangen, weil Christen unser Ziel sind“, sagte der Sprecher Ehsanullah Ehsan der radikalen Taliban-Gruppierung Jamaat-ul-Ahrar am Montag. Seine Gruppe plane weitere Anschläge, auch gegen Schulen und Universitäten.

Bei dem Selbstmordanschlag sind mindestens 70 Menschen getötet und mehr als 315 weitere teils schwer verletzt worden. Die Bombe explodierte in einem Park der Millionenstadt Lahore in der Nähe eines Kinderspielplatzes. Unter den Opfern sind hauptsächlich Frauen und Kinder, wie die Behörden mitteilten.

In dem gut besuchten Park waren am Ostersonntag, einem der ersten warmen Tage des Jahres, auch viele christliche Familien, wie der hohe Verwaltungsbeamte Mohammed Usman sagte.

Der Täter brachte nach offiziellen Angaben etwa 20 Kilogramm Sprengstoff zur Detonation. Seine Sprengstoffweste sowie ein Rucksack hätten auch Schrauben enthalten, die den verheerenden Effekt der Explosion noch vergrößerten.

Es war einer der schwersten Anschläge in Pakistan seit langem. Augenzeugen erzählten laut Medienberichten, blutende und verstümmelte Opfer seien teils mit Rikschas und Taxis in umliegende Krankenhäuser gebracht worden. Dort wurden Notfallmaßnahmen ergriffen. Laut dem Einsatzleiter wurden Armeeärzte zur Hilfe gerufen. Im Fernsehen wurde um Blutspenden gebeten.

Soldaten errichteten Sperrzone

Der Sprecher der Armee, General Asim Bajwa, meldete per Kurznachrichtendienst Twitter, dass die Regierung die Armee zur Sicherung des Geländes angefordert habe. Soldaten errichteten eine Sperrzone. Der Ministerpräsident der Provinz Punjab, Shehbaz Sharif, rief eine dreitägige Trauerzeit aus.

Die Jamaat-ul-Ahrar (Freiheitskämpfergruppe) hatte sich im September 2014 unter dem Kommando des radikalen Islamisten Omar Khalid Khorasani von der Tehreek-e-Taliban Pakistan (TTP) abgespalten, nachdem Maulana Fazlullah die Führung über das lose Bündnis mehrerer Rebellengruppen übernommen hatte.

Fazlullah war im November 2014 zum TTP-Anführer aufgerückt, weil der vorherige TTP-Führer Hakimullah Mehsud bei einem US-Drohnenangriff getötet worden war. Die Jamaat-ul-Ahrar bekannte sich seitdem zu zahlreichen Anschlägen. Inzwischen schloss sie sich wieder den Taliban an, agiert aber weiter unter eigenem Namen.

„Abscheulicher Anschlag“

Die Bundesregierung, die EU und die USA verurteilten den Terroranschlag scharf. „Dieser abscheuliche Anschlag gegen Familien in einem belebten Park zeigt, dass sich Terrorismus in seinem mörderischen Wahn gegen alle Menschen gleichermaßen richtet – gleich ob Mann oder Frau, jung oder alt, gleich welchen Glaubens und welcher Hautfarbe“, erklärte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts in Berlin. Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, Ned Price, sprach von einer „feigen“ und „entsetzlichen“ Tat. Die USA stünden an der Seite des pakistanischen Volkes und der Regierung.

Punjab hat seit mehr als einem Jahr keinen größeren Anschlag erlebt. In der Provinz Khyber Pakhtunkhwa gab es aber jüngst einen Anschlag auf einen Bus voller Regierungsangestellter; 16 Menschen starben.

Ende Februar hatten dort pakistanische Taliban auch eine Universität angegriffen und mehr als 20 Menschen getötet, darunter 17 Studenten. Kurz darauf kündigten sie weitere Anschläge an.

Seitdem im Dezember 2014 pakistanische Taliban in einer von der Armee betriebenen Schule in Peshawar 136 Kinder getötet hatten, hat die Armee ihre Operationen gegen Extremisten massiv erweitert. Dem Terrorismus werde das Rückgrat gebrochen, wiederholen Armeechef und –sprecher immer wieder. Die Zahl der Anschläge und ihrer Opfer ging 2015 auch stark zurück. Aber Anschläge wie in Lahore zeigen, dass Extremisten weiter über Ressourcen und Rekruten verfügen.

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