Der Lobbyist der Woche
: Gute-Laune-Mann der Berliner SPD

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Was wäre die Berliner SPD nur ohne Manfred Güllner (Foto)? Auf jeden Fall eine Partei mit schlechterer Laune. Denn dann könnte sie sich nicht immer wieder an den schönen Zahlen von Forsa laben, deren Gründer und Geschäftsführer Güllner ist. Derzeit rangiert die SPD in der Sonntagsfrage bei seinem Markt- und Meinungsforschungsinstitut bei 27 Prozent – und damit deutlich höher als bei der Konkurrenz. So wie bislang stets in diesem Jahr. In einem reziproken Verhältnis dazu stehen die Umfrageergebnisse für die Linkspartei und die AfD, die bei Forsa wesentlich schlechter abschneiden als bei Infratest dimap oder Insa. Wer näher an der Realität liegt, werden die Abgeordnetenhauswahlen am 18. September zeigen. Zumindest bei den bisherigen Landtagswahlen in diesem Jahr war es allerdings nicht Forsa.

Die großen Unterschiede zwischen den Meinungsforschungsinstituten resultieren vorrangig daraus, dass sie die bei ihren Umfragen erhobenen Rohdaten unterschiedlich gewichten. Dass bei Forsa bisweilen auch ein politischer Opportunitätsfaktor in die Berechnung einfließen könnte, hat Güllner selbstverständlich stets ebenso dementiert wie die böse Unterstellung, er betreibe Demoskopie nach dem Prinzip der self-fulfilling prophecy. So wird es wohl reiner Zufall sein, dass die verhältnismäßig hohen Werte für die Berliner SPD so hervorragend mit den eigenen politischen Präferenzen korrespondieren.

Der 74-jährige Güllner ist seit rund 50 Jahren SPD-Mitglied, inzwischen in Reinickendorf. Er wird dem rechten Parteiflügel zugerechnet. Von 1969 bis 1978 saß Güllner im Rat von Köln, wechselte dann in die Stadtverwaltung. Seiner Partei habe er „wirklich viel zu verdanken“, sagte er einmal. „Ohne Mitglied der SPD zu sein, wäre ich nie Amtsleiter geworden.“ 1984 gründete er Forsa. Pascal Beucker