„Junge Freiheit“ bei Netzwerk Recherche: „Genderwahn“ und „Homolobby“
Chefredakteur Stein beklagt die mediale Ausgrenzung der „Jungen Freiheit“. Diese „Opferhaltung“ sei klassisch rechts, finden seine Mitdiskutanten.
taz | Dieter Stein, Chef der rechten Wochenzeitung Junge Freiheit (JF), trat am Freitag zum ersten Mal auf der Jahrestagung des Netzwerk Recherche in Hamburg auf. Als Mitdiskutanten fanden sich die freie Journalistin Liane Bednarz und Correctiv-Mitglied Marcus Bensmann.
Stein referierte, wie viele Medien, unter anderem die Öffentlich-Rechtlichen, ihn ignorierten. Es sei Zeichen einer „schrägen Debatte“, wenn Redaktionen entschieden, wer vor die Kamera dürfe und wer nicht – erst recht, wenn man, so Stein, einfach nur ein „konservativer Publizist“ sei.
Diese „Opferhaltung“ sei klassisch rechts, sagte Bensmann. Und Liane Bednarz bestritt, dass die JF lediglich ein konservatives Blatt sei: Die Redaktion überschreite regelmäßig die Grenze nach rechts, zum Beispiel, weil sie Akif Pirinçcis Buch „Umvolkung“ vertreibe, in dem Pirinçci unter anderem schreibe, Syrien sei schon immer ein „muslimischer Saustall“ gewesen.
Aber auch im Blatt benutze die JF rechtes Vokabular: Wer von „Genderwahn“ schreibe oder von „Homolobby“ sei nicht mehr konservativ, so Bednarz. Alle drei Teilnehmer waren gut vorbereitet, versuchten sich mit Zitaten gegenseitig zu schwächen, und so geriet die Diskussion zur Textexegese.
Bednarz und Stein stritten über den Begriff „Auschwitz-Komplex“, den der Cicero in seiner aktuellen Ausgabe verwendet. Stein wollte ihn nicht pauschal ablehnen. Emotional wurde er nur bei einem Thema: der „Asylkrise“. Den „Leuten“ stehe es bis hier – Stein zog eine Linie vor der Stirn –, dass Tatsachen nicht beim Namen genannt würden, dass beispielsweise alle Einwanderer pauschal als „Flüchtlinge“ bezeichnet würden.
Ob Stein beim Netzwerk Recherche diskutieren dürfe, war im Publikum umstritten. Immerhin hat die Junge Freiheit in letzter Zeit enorm an Auflage gewonnen, zuletzt 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Knapp 28.000 Exemplare verkauft Stein derzeit wöchentlich. Grund genug, ihm öffentlich entgegenzutreten.
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