Brennelementesteuer vor dem Ende: Ab 2017 sparen Atomkonzerne

Linke und Grüne fordern eine Verlängerung der Brennelementesteuer. Die zuständige SPD-Ministerin zeigt sich grundsätzlich aufgeschlossen.

Atom-Kraft-Nein-Danke-Fahne wehen im Wind

Solange die AKW laufen, sollen die Betreiber auch Brennelementesteuern zahlen, fordern Grüne und Linkspartei Foto: dpa

FREIBURG taz | Steuern, die sich durch Zeitablauf erledigen, gibt es selten. Die Brennelementesteuer für Atomkraftwerke ist so eine: Sie gilt nur bis Ende 2016. Das hat die schwarz-gelbe Bundesregierung 2010 ins Gesetz geschrieben. Seither müssen Reaktorbetreiber für jedes Gramm Kernbrennstoff 145 Euro Steuer zahlen, sobald ein Brennelement in einen Reaktor eingebracht ist und die nukleare Kettenreaktion startet. Im Schnitt 144 Millionen Euro nimmt der Staat damit jährlich pro Reaktor ein.

Die niedersächsische Landesregierung hat eine Bundesratsinitiative angekündigt, mit dem Ziel, die Steuer bis 2022 zu erheben, also bis zum Ende der Atomkraft in Deutschland. „Eine Entlastung der Energieversorgungsunternehmen wäre widersinnig“, sagt der grüne Landesumweltminister Stefan Wenzel.

Auch die Linken und die Grünen im Bundestag drängen. Die Linkspartei fordert die Bundesregierung in einem Antrag auf, einen Entwurf zur Änderung des entsprechenden Gesetzes vorzulegen. „Wenn die Steuer ausläuft, entgehen dem Staat in den nächsten Jahren etwa 5 Milliarden Euro an Einnahmen“, rechnet Hubertus Zdebel, Atompolitikexperte der Linken, vor.

Die Grünen positionieren sich ähnlich: „Die Brennelementesteuer muss erhalten bleiben“, sagt Sylvia Kotting-Uhl, Sprecherin für Atompolitik. Denn diese sei „ein zielsicheres und wirksames Instrument, um die Stromkonzerne angemessen an den gesellschaftlichen Kosten der Atomkraft zu beteiligen“.

Die SPD laviert

Auch die SPD zeigt sich grundsätzlich aufgeschlossen. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks hat sich für eine Verlängerung der Steuer bis zur Abschaltung aller Atomkraftwerke in Deutschland ausgesprochen. Ebenso heißt es von den federführenden SPD-Mitgliedern im Finanzausschuss: „Aus Sicht der SPD wäre eine Verlängerung der Kernbrennstoffsteuer über die gesamte Restlaufzeit der Kernkraftwerke sinnvoll.“

Das SPD-Chef Sigmar Gabriel unterstehende Wirtschaftsministerium verschanzt sich aber hinter der formalen Ansage, man möge sich in dieser Frage „an das hierfür federführend zuständige Bundesfinanzministerium wenden“. Das CDU-geführte Finanzministerium will von einer Verlängerung nichts wissen.

Dem Staat würden 5 Milliarden Euro entgehen

Trotzdem könnte die Steuer fortgeführt werden. Beobachter gehen davon aus, dass über eine Verlängerung der Brennelementesteuer im Herbst in einem Gesamtpaket mit weiteren Atomthemen verhandelt wird. Dann steht die Entscheidung an, wie die Ewigkeitskosten der Atomkraft zwischen den Verursachern und dem Staat aufgeteilt werden, nachdem im April die Kommission zur Überprüfung der Finanzierung des Kernenergieausstiegs (KFK) einen Vorschlag präsentiert hat.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.